Full text: Sammelband

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lam haben 6800 der Träume peinlichen Inhalt, nur 28,89 sind 
»ositiv angenehm. Wunscherfüllungen aber kann man unter gewöhn⸗ 
ichen Umständen nicht mit peinlichen Vorstellungen verbinden. 
Den Wunschtraum können wir also nur als einen häufig wieder⸗ 
zehrenden Typ betrachten. Cin bestimmter Wunsch nimmt oft die 
hedanken in vorherrschender Weise ein. Wenn 3. B. der in den 
Magdeburger Kasematten gefangene, schlecht genährte Freiherr v. d. 
Trenck von den schönsten Mahlzeiten träumt, so ist es die sein Tages— 
eben beherrschende Vorstellung, die den geschwächten und in seinen 
lerven zerrütteten Mann auch im Traumleben nicht verläßt. 
Die nachträgliche Bestätigung dessen, was im Traume als voll- 
endete Tatsache erschienen, kann den Träumenden natürlich leicht 
in den Ruf des Besitzes übernatürlicher Gaben bringen. Meist bleibt 
aatürlich die Verwirklichung des Traumes aus, und dann ist der 
Wunschtraum nichts als ein vorübergehender, auf die Nachtzeit be— 
chränkter, höchstens vielleicht noch die Stimmung des nächsten Cages 
günstig beeinflussender Trost. ECine bekannte Schriftstellerin erzählte 
mir aus dem Beginne ihrer Laufbahn folgendes. Sie hätte geträumt, 
daß eine Zeitschrift, der sie Gedichte und eine biographische Skizze 
nit ihrem Bild eingeschicht, die Sendung angenommen und ein er—⸗ 
zriffenes Schreiben über ihr seelenvolles, schwermütiges KRussehen 
gesandt habe. Soweit der Traum; kurz darauf kamen die einge— 
sandten Schriftstüche als unverwenobar zurück! 
Oft sind es auch ganz unwesentliche Wünsche, die im Traume 
borherrschend werden und nur aus dem Unterbewußtsein stammen 
zönnen. Ich sah im Traume einst eine Ananasstaude, deren küm— 
mnerliches Aussehen ich ganz nebenbei am Nachmittage vorher be⸗ 
merkt hatte, strotzend von Kraft und sehr gewachsen, und wurde 
überhaupt erst durch den Traum darauf aufmerksam gemacht, daß 
ich sie am Tage vorher gesehen hatte. 
wie also gesagt, gibt es eine ganze Anzahl von Träumen, die 
wünsche und deren Erfüllung enthalten. Irgendwie aber den Satz 
zu verallgemeinern und zu sagen, daß jeder Traum eine Wunsch— 
erfüllung enthält, dazu liegt keine Veranlassung vor. Der Wunsch- 
traum bedeutet für uns nur einen Traumtypus. 
Mancher ist vielleicht geneigt, auch die Träume der Verbrecher 
in gewisser Hinsicht für typisch zu halten. Man geht aber fehl, 
wenn man annimmt, daß der Schlaf dieser Menschen besonders un— 
ruhig sei. Vielfach schläft der Mörder nach vollbrachter Tat wie
	        
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