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sich so oft wiederholen, daß sie die allgemeine Gesundheit beein—
trächtigen. Zweifellos hängen die geschlechtlichen Visionen der Kir—
chenväter und der heiligen, über die u. a. Augustinus in seinen
„Bekenntnissen“ berichtet, mit dem Zölibat und der freiwilligen Ent—
haltsamkeit zusammen; gesteigert wurden sie noch durch die Askese,
durch die Geißelungen, die den rebellischen Körper noch aufgeregter
machten.
Krankhaft sind auch die sexuellen Träume von Swedenborg,
über die er in seinen Cagebüchern von der KReise nach holland und
England genauen Bericht ablegt; sie steigerten sich stellenweise zu
dinnestäuschungen und ähneln den Visionen eines geistig zerrütteten
Menschen.
Bei den Frauen gehen die sexuellen Träume nicht selten auf
den Geburtsakt als ein in das Leben von KRörper und Geist wesent⸗
iich eingreifendes Erlebnis zurück.
zu den Crinnerungsträumen gehören die Wunschträume. In
ihnen wird uns ein Wunsch erfüllt, der, sei es im Bewußten, sei es
im Unterbewußten, uns im Wachen beschäftigt hat. Wunschträume
sind nicht selten. Freud nimmt aber an, daß jeder Traum eine
Wunscherfüllung enthält. Seine Ansicht deckt sich mit der, die Dosto—
jewski einmal äußerte: „Ich glaube, Träume träumt nicht die Ver—
nunft, sondern der Wunsch, nicht der Kopf, sondern das herz.“
SFreud geht von dem Grundsatze aus: „Wir träumen nur von
Dingen, die der Mühe wert sind.“ Die Träume beruhen nach seiner
Ansicht ihrem wesentlichsten Inhalt nach auf Kindheitserinnerungen.
Beim Kind wird jeder Traum von den unerfüllten Wünschen des
Wachens ausgefüllt. Auch beim Erwachsenen ist nun nach Freud das
Träumen ein Stück des überwundenen Kinderseelenlebens; die kind⸗
lichen Wünsche werden im „Vorbewußtsein“ (ähnlich dem Unter—⸗
bewußtsein) wachgehalten und können sich nun im Traume mit be—
wußten oder unbewußten Vorstellungen des Tages, unerledigten Pro—
blemen, unterdrüchten Gedanken (Cagesresten) verbinden. Jeder
Traum enthält nach Freud eine Wunscherfüllung, der Wunsch ist aber
oft nicht ohne weiteres sichtbar und muß dann durch die Traum⸗
analyse gefunden werden. Aber schon die höchst gezwungenen
Traumanalnsen, zu denen sich der Forscher genötigt sieht, zeigen die
Schwäche und Unhaltbarkeit seiner Lehre. Gegen Freuds Verall⸗
gemeinerung des Wunschinhalts der Träume spricht auch die Häufig—
keit der Angstträume. Nach der Aufstellung von Weed und hal⸗