Full text: Sammelband

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verbindet, von einer unendlichen Leichtigkeit des Körpers, das mich 
beherrscht. 
Dieser Flugtraum hat zur Zeit der Hexenprozesse eine große 
Kolle gespielt. Es gab eine hexensalbe, mit der in der Walpurgis— 
nacht die Hexen am ganzen Körper eingerieben wurden, worauf 
sie dann den Flug nach dem Blocksberg und die wüsten Orgien 
daselbst zu erleben meinten. In de Costers „Ulenspiegel“ erfahren 
wir davon. Es ist nachgewiesen worden, daß diese hexensalbe zum 
Teil aus hyoszin und hyoszyamin bestano, Stoffen, die vom Bilsen— 
kraut herstammen. hyoszyamin ist auch in den meisten Asthmapulpern 
enthalten, und zwar deshalb, weil es die Atmung erleichtert und 
freier macht. Verschiedentlich ist aber beobachtet worden, daß mit 
Vorliebe Flugträume dann auftreten, wenn die Atmung besonders 
frei ist. Fehmann hatte einst beim Mittagsschlaf einen solchen 
Traum. Er lag dabei auf dem Rücken auf dem Sofa, die Arme an 
der Seite, den Kopf stark zurückgebogen, die Brust sehr hoch, so 
daß die Atmung außergewöhnlich frei und leicht war. 
Von anderer Seite (Ellis) wird die herabsetzung der haut⸗ 
empfindͤlichkeit für die Flugträume verantwortlich gemacht, die über—⸗ 
all dort eintritt, wo Körperteile aufliegen. Sie soll zunächst die 
Traumvorstellung hervorrufen, als ob der Körper frei schwebe. Auch 
diese Erklärung hat Wahrscheinlichkeit für sich. Eine herabsetzung 
der Empfindlichkeit der Haut ist nämlich auch nicht selten bei Hyste— 
rischen, die zuweilen flugähnliche Vorstellungen selbst im Wachen 
haben. Nicht unmöglich ist es, daß damit der Himmelfahrtsglaube zu— 
sammenhängt. Von manchen heiligen, wie von der heiligen Ida von 
Cöwen, wird berichtet, daß sie wiederholt wähnten, von der Erde sich 
loszulösen und himmelwärts sich zu erheben. Eine Bestätigung für 
die Erklärung dieser Erscheinung konnte Janet beibringen; er 
stellte bei einem jungen hysterischen Mädchen, das zu wiederholten 
Malen vVisionen hatte, als ob sie flöge, eine Unempfinoͤlichkeit der 
Fußsohlen fest. 
Nicht selten sind Träume die Folge einer gefüllten Harnblase. 
Die Blase kann beim Erwachsenen zweierlei Reize ausüben: Ist sie 
mäßig gefüllt, so kann der Keiz eine Traumvorstellung hervorrufen; 
wächst dagegen der Füllungszustand, so wird ein Moment eintreten, 
in dem der Traumreiz zum Weckreiz, zum Urindrang, wird. Die 
von Blasenreizen ausgehenden Träume haben immer Wasser zum 
Gegenstand. Entweder es tritt eine Üüberschwemmung ein, oder man
	        
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