Full text: Sammelband

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desten Gedanken und Situationen nehmen wir im Traume ruhig 
hin, ohne das Unsinnige darin zu erkennen. Das Aufleben von 
Erinnerungsbildern täuscht uns im Traume eine eingebildete Welt 
als Wirklichkeit vor. Kritiklos erliegen wir den Gaukelbildern 
unserer Phantasie. Genau so erscheinen dem Hypnotisierten die ein⸗ 
geredeten Vorstellungen als sinnliche Wahrnehmungen und lösen 
dann entsprechende Handlungen aus. Auch er hat den Maßstab des 
wachen Lebens verloren und nicht mehr die Fähigkeit, die einge— 
gebenen Vorstellungen auf ihre Tatsächlichkeit zu prüfen. Der 
hauptunterschied zwischen dem Schlaf und der hypnose ist die Ein⸗ 
stellung der Dersuchsperson auf den Hypnotiseur. Nichts entgeht 
ihr von dem, was dieser tut und was er spricht. Dieser „Kapport“ 
fehlt dem Schlafenden ganz. Er hat die Beziehungen zur Umgebung 
abgebrochen. Bei näherer Untersuchung stellt sich allerdings heraus, 
daß ein gewisser Zusammenhang doch erhalten bleibt. Das beweist 
schon die Tatsache der Erzeugung von Träumen durch äußere Reize. 
So gelingt es oft, durch kleine Geräusche, wie das Aufprallen von 
kleinen Steinchen gegen eine SFensterscheibe, bei einem Schlafen⸗ 
den einen Traum von einer Kanonade experimentell hervorzurufen. 
Andererseits gibt es manchmal auch im Schlaf etwas dem Kapport 
Verwandtes. So kann die junge Mutter bei starken Geräuschen 
ruhig weiterschlafen, während der leiseste Ton, den ihr Kind hören 
läßt, sie sofort aufweckt. hier haben wir auch im Schlaf eine gewisse 
Einstellung. Beide, der Traum und die Hhypnose, zeigen eine Auf⸗ 
lösung der hirntätigkeit, die zu einer Minderwertigkeit des Den— 
kens führt. Diese führt beim Traume zu einer herrschaft von auf— 
tauchenden Vorstellungen, und beim Hhypnotisierten kommt es da—⸗ 
durch zu einer kritiklosen hinnahme von Vorstellungen und Be— 
fehlen des Hypnotiseurs. Auf dieser Steigerung der Empfänglich⸗ 
keit für solche Eingebungen oder Suggestionen beruhen alle Er— 
scheinungen des hypnotisierten Zustandes. Die Srage der hyp— 
nose ist eine Frage der Suggestion. 
Ohne Suggestion gibt es keine hypnose. Das ist der Kern der 
modernen Anschauung über das Wesen der hypnotischen Erschei⸗ 
nungen. Die hypnose ist suggerierter Schlaf mit stark 
erhöhter Suggestionsbereitschaft. Die Suggestion in ihren 
leichteren Graden ist durchaus nicht an den hypnotischen Zustand 
gebunden. Sie ist eine Erscheinung des täglichen Lebens. Diese
	        
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