der Kegel nicht träumt, daß diese aber in seinen Träumen auftauchen,
sobald sie ihm ferner gerückt sind, geht auch aus einer Stelle in
Hoethes „Wahlverwandtschaften“ hervor. Eduard schreibt daselbst:
„Eine einzige Freude bleibt mir doch. Da ich ihr nahe war, träumte
ich nie von ihr; jetzt aber in der Fexne sind wir im Traum zusammen,
und sonderbar genug, seit ich andere liebenswürdige Personen hier
in der Nachbarschaft kennengelernt, jetzt erst erscheint mir ihr Bild
im Traum, als wenn sie mir sagen wollte: Siehe nur hin und her!
Du findest doch nichts Schöneres und Lieberes als mich.“
Das folgende Beispiel eines Erinnerungstraums, bei dem das
grundlegende Erlebnis weniger weit zurücklag, hat vielleicht ein
Sinnesreiz ausgelöst. Die Berichterstatterin hatte im Oktober 1916
Besuch von ihrem magenleidenden Bruder. Dieser ließ sich während
dieser Zeit seine bewährte Magenarznei anfertigen, und zwar gleich
zwei Flaschen davon; die eine ließ er seiner Schwester bei seiner Ab⸗
reise zurück zum eigenen Gebrauch in Notfällen. Die Arznei bewährte
sich und wurde aufgebraucht. Im März 1917 nun träumte die
schwester, daß der Bruder zu Besuch gekommen sei und wieder an
Magenbeschwerden litte, aber das RKezept zu seiner gewohnten Arznei
vergessen habe. Da zeigte ihm die Schwester die leere Flasche und
schichte diese an Stelle des Rezeptes zur Apotheke. — In diesem
Falle ist es nicht ausgeschlossen, daß die Traumvorstellung durch eine
im Schlaf auftretende, nur auf diese Weise sich Geltung verschaffende
Magenbeunruhigung hervorgerufen ist. Der Reiz war nicht stark
zenug, die Träumende zu erwecken, und machte sich auf diese Weise
als Traumreiz geltend, daß er sich mit der Erinnerungsvorstellung
verband.
Unter den Traumvorstellungen aus dem Erinnerungsschatze der
früheren Zeit nehmen die dem Berufsleben entnommenen einen
zroßen Platz ein. Von den Examensträumen — jeder, der eine
Hrüfung durchzumachen hatte, steht noch oft im Traum angstschwitzend
bor den gestrengen Examinatoren — soll später (8. 73) noch die
kKede sein. Auch Leute, die kein Examen zu bestehen hatten, träumen
don ihrem Beruf. Rosegger erzählt in seiner „Waldheimat“, wie
seine harten Lehrjahre als Schneider ihn jahrelang im Traume ver—
folgt haben, ohne daß er tagsüber auch nur einmal daran dachte—
Stets hatte er dabei das Bewußtsein, daß er es nicht nötig habe, in
der Schneiderwerbkstätte zu arbeiten. Trotzdem ließ er sich von seinem