Full text: Sammelband

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chrecklich rot perillustrierte“, ihm die hefte unter die Uase hielt 
und um die Ohren schlug, so macht ihm sein Humor auch diese Erinne⸗ 
rung zu einer fröhlichen. Aber auch ernst und traurig kann die Kind⸗ 
heit wiedererstehen, wie Hebbel an sich erlebt hat: „Ich träumte 
mich neulich ganz und gar in meine ängstliche Kindheit zurück, es 
war nichts zu essen da, und ich zitterte vor meinem Vater wie einst.“ 
wie die Kindheit, gibt uns aber auch das ganze frühere Leben 
Stoff zu Träumen. Nach den Beobachtungen von Bunge, die ich 
nur bestätigen kann, ist der Schlaf ruhig, fest und stärkend, wenn man 
von Dingen träumt, die lange Seit zurückliegen. Bunge 3. B., der 
früher eifriger Jäger war, seit 20 Jahren aber keine Flinte angerührt 
hatte, wurde in der Kegel durch den Schlaf erquickt, wenn er Jagd⸗ 
träume hatte. Träumte er von den Creignissen der letzten Tage, 
dann war der Schlaf unruhig. Er sucht dieses Verhalten dadurch zu 
begründen, daß er annimmt, daß die hirnteile, die zuletzt am ange⸗ 
strengtesten tätig waren, beim gesunden Menschen in tiefen Schlaf 
verfallen; ihre Funktionen erlöschen und machen alten Erinnerungs⸗ 
bildern Platz. Wiederholen sich dagegen im Traum die Sorgen und 
Mũhen des letzten Tages, so beweist das, daß die zuletzt angestrengten 
Behirnteile nicht tief schlafen, daß mithin Störungen in den Sunktio⸗ 
nen vorliegen, die beseitigt werden müssen. 
Während ich mit dieser Arbeit beschäftigt war, träumte mir 
folgendes: Ich war in großer Unruhe und versuchte, mein gesam⸗ 
meltes Material zu ordnen; aber je mehr Versuche ich machte, desto 
mehr Hindernisse stellten sich mir in den Weg; unzählige Male hatte 
ich das Gefühl, als ob ich zwischendurch erwachte, aber immer wieder 
machte ich vergebliche Bersuche, Ordnung zu schaffen. Plötzlich stellte 
mich ein riesiger Mensch zur Rede und herrschte mich an. Ich erwachte 
mit Kopfschmerzen und leichter übelkeit, sowie mit Druck im Magen. 
Die Unruhe und das Unbehagen waren vermutlich auf eine am Abendö 
vorher genossene, schwer verdauliche Fischkonserve zurückzuführen. 
In diesem mangelhaften körperlichen Zustand erschien nun neben 
den mich tagsüber beschäftigenden, auf die UArbeit gerichteten Ge⸗ 
danken eine von der Lektüre des Tages herrührende Erinnerung: 
Ich hatte in Hauptmanns „Narr in Christo“ gelesen, wie Quint 
wegen Predigens auf dem Markte vom Amtsvorsteher energisch zur 
Kede gestellt wird. 
Daß der gesunde Mensch von den Gegenständen und Personen, 
die während des Tages im Hordergrund seiner Gedanken stehen, in
	        
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