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der Entstehung von Cräumen spielen, so haben wir doch selten reine
Sinnesreizträume vor uns. Fast immer schließen sich an die ursprüng—
lichen Empfindungen Erinnerungsvorstellungen an, die in dem Schatze
unserer Erfahrung aufgespeichert sind und nun durch Assoziationen
an die Sinnesvorstellungen verknüpft werden.
5. Erinnerungsträume.
Wie wir gesehen haben, brauchen Träume, die uns Sinnesemp⸗
findungen vorspiegeln, nicht auch durch Sinnesreize ausgelöst zu sein,
sondern können durch Erinnerungsvorstellungen zustande—
kommen, an die sich mit hilfe von Assoziationen von oft recht weit⸗
läufiger Art die Traumvorstellungen anschließen. Die Erinnerungs⸗
vorstellungen entstammen unserem Gedächtnis. Zu den verschieden⸗
sten Zeiten sind sie in ihm aufgespeichert worden, um nun bei Ge⸗
legenheit des Träumens wieder zur Geltung zu kommen. Es kann
nichts geträumt werden, was nicht im Leben schon einmal angedeutet
gewesen ist, sei es im Bewußtsein oder Unterbewußtsein, was nicht
erlebt oder womit sich die Phantasie nicht schon beschäftigt hat. Des⸗
halb enthält Schopenhauers Vergleich des Träumens mit dem
Blättern im Buche des Lebens viel KRichtiges.
Bei vielen Erinnerungsträumen werden die Sinnesreize nur das
auslösende Moment bilden, ohne in nähere Beziehung zum Traum⸗
inhalt zu treten. Die den Traum beherrschende Vorstellung wird
aber der Erinnerung entnommen sein. Man bezeichnet die Erinne⸗
rungsträume auch als Assoziationsträume, doch ist dieser Name we⸗
niger passend. weil die Assoziationen auch bei den Sinnesreizträumen
eine große Bedeutung haben.
Unter den Erinnerungsvorstellungen, die in den Träumen wie⸗
derkehren, nehmen einen nicht kleinen Raum die Kindheitserin—
nerungen ein. „Der Traum trägt gern den Menschen in die
fugendliche Vergangenheit zurück“ (Jean Paul). Erlebnisse aus der
frühesten Kindheit haben wir alle schon im Traume gehabt. Es ist
das goldene Paradies, das sorglose hineinleben in den Tag, das uns
im Traume wiederkehrt, nachdem die Sorgen des Tages uns zu Boden
gedrückt haben, die gute alte Zeit, die hinter uns liegt, und in die
wir uns immer wieder so gern hineinwünschen.
Die Kindheitserinnerungen haben bei dem überwiegenden Leil
der Menschen einen fröhlichen Charakter. Wenn Fritz Reuter als
älterer Mann noch oft von seinem Lehrer geträumt hat, der ihn