Full text: Sammelband

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träumte, daß ihr haus in Flammen stünde: Das Brennen der zer. 
drückten Nelke auf der Zunge rief die Vorstellung von dem Brennen 
des hauses hervor. 
Neben den äußeren Keizen kommen auch innere in Betracht. 
Trregungen des Kiechnerven, entsprechend denen des Seh- und hör—⸗ 
nerven, sind nicht beobachtet worden. Dagegen kann der Magen 
mancherlei Anlaß zu Riech- und Schmeckempfindungen während des 
Traumes, 3. B. durch aufsteigende Säure, Gase, gehen. Wird doch 
auch dos Lächeln der kleinen Kinder im Schlafe, das so manches 
lternpaar schon in Entzücken versetzt hat, auf Magensäure zurück⸗ 
geführt; die im Magen gebildete Säure steigt zum Munde auf und 
übt dort einen Reiz auf den Gesichtsnerv aus, der die Mundbewe— 
gungen regelt. In Ausnahmefällen kann auch einmal bei Ohren⸗ 
krankheiten ein Reiz auf die Geschmacksnerven wirken, die das 
Mittelohr durchziehen; man hat dann einen sauren Geschmack. 
Sehr anregend für Träume ist im Gegensatz zum Geruchs⸗ und 
beschmackssinn der Hautsinn; er umfaßt eigentlich drei Sinne, 
den Druck⸗, den Schmerz-und den Temperatursinn, deren 
Grgane streng voneinander getrennt in der Bedeckung unseres RNör— 
pers verteilt sind.)) Schon Aristoteles erkannte die Bedeutung des 
hautsinnes für die Entstehung der Träume an; er führt in seinem 
Werke üher Träume und Traumdeutung als Beispiel für einen 
sinnesreiztraum an, daß man durch ein Feuer zu gehen träumt, 
wenn irgendein Glied des Körpers unbedeutenö erwärmt ist. 
Wir müssen uns vergegenwärtigen, daß der Körper mit einem 
großen Teil seiner haut aufliegt. Sein größter Teil ist von der Nacht⸗ 
kleidung und von der Decke bedeckt, also bei jeder auch noch so gering— 
fügigen Veränderung der Lage kleinen Druckreizen ausgesetzt, die durch 
Derschiebung der Unterlage, durch Bildung kleiner Falten noch ver— 
stärkt werden. Manchmal drücken sich die Glieber des Körpers auch 
gegenseitig. Der verhältnismäßig kleine, unbedeckte Teil der haut 
aber an Gesicht und händen ist ebenfalls Reizen ausgesetzt, nämlich 
Veränderungen der Cemperatur. Bei Bewegungen können auch an— 
dere Teile entblößt und auf diese Weise Rältereizen zugänglich 
werden. 
Die Gelegenheit zu Hautreizen ist also sehr groß und mannig— 
faltig. Die kleinsten Reize werden von den Traumvorstellungen bis 
*) Siehe Dekher. Auf Vorposten: Fühlen und Hören.
	        
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