Full text: Sammelband

5 
Pabei kann man beim hervorheben aller dieser Cigentümlich— 
kzeiten der Seelentätigkeit im Traum nicht sagen, daß sie absolute, 
grundlegende Unterschiede vom Wachen bildeten. Wie wir gesehen 
haben, finden sich Ansätze dazu auch im Wachen. Zuweilen können 
wir alle Übergänge beobachten. Das bringt uns zu der Ansicht, daß 
die Seelentätigkeit im Wachen und Träumen eigentlich nur quanti— 
tativ voneinander unterschieden ist. Der Traum kommt durch teil⸗ 
weises Erwachen unseres Denkorgans zustande. Einzelne der Ner— 
venfasern, die Träger der Essoziationsabläufe sind, sind wieder in 
voller Cätigkeit, die anderen schlafen weiter. Das Träumen ist eine 
teilweise Unterbrechung des Schlafes. 
Der Entstehung nach können wir zwei große Gruppen von Träu⸗ 
men unterscheiden; die einen lassen sich auf Sinnesreize zurückführen, 
die anderen auf Vorstellungen, die dem Schatze unserer Erinnerung 
entstammen. Wir bezeichnen sie als Sinnesreiz- und als Er⸗ 
innerungsträume. 
4. Sinnesreiztraäume. 
Die Beobachtung hat gelehrt, daß die meisten Träume auf— 
treten, wenn die Tiefe des Schlafes im Abnehmen begriffen ist; dann 
befinden sich nämlich die nervösen Elemente des Großhirns in einem 
zustande größerer Reizbarkeit, der sie fähig macht, die schwächsten 
Sinnesreize aufzunehmen und weiter zu verarbeiten. Wie wir be— 
reits bei der Behandlung der experimentellen Traumforschung ge— 
sehen haben, gelingt es ohne große Schwierigkeit, durch Sinnes⸗ 
reize, welcherart sie auch sein mögen, Träume künstlich zu erzeugen. 
Nun waren die experimentellen Reize ziemlich grober Natur. Wir 
müssen uns aber vorstellen, daß im Schlafe auch die allerfeinsten 
Neize verarbeitet werden; selbst Reize, die am Tage kaum empfunden, 
mindestens aber als ganz unwesentlich völlig außer acht gelassen 
verden, kommen im Schlafe, wenn die ganze Seelentätigkeit von 
außen abgelenkt und nach innen gerichtet ist, zur Geltung. Die Ver— 
arbeitung der Keize unterscheidet sich aber wesentlich von der im 
Wachen üblichen. Die einfachen Empfindungen haben Vorstellungen 
im Gefolge, die keiner strengen Kritik durch den Verstand, wie es 
im Wachen der Fall ist, unterworfen sind; ungehemmte Assoziationen 
schließen sich an, und Vorstellung reiht sich an Vorstellung, aber 
nicht nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Die Phantasie 
—E Beziehung sind
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.