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Pabei kann man beim hervorheben aller dieser Cigentümlich—
kzeiten der Seelentätigkeit im Traum nicht sagen, daß sie absolute,
grundlegende Unterschiede vom Wachen bildeten. Wie wir gesehen
haben, finden sich Ansätze dazu auch im Wachen. Zuweilen können
wir alle Übergänge beobachten. Das bringt uns zu der Ansicht, daß
die Seelentätigkeit im Wachen und Träumen eigentlich nur quanti—
tativ voneinander unterschieden ist. Der Traum kommt durch teil⸗
weises Erwachen unseres Denkorgans zustande. Einzelne der Ner—
venfasern, die Träger der Essoziationsabläufe sind, sind wieder in
voller Cätigkeit, die anderen schlafen weiter. Das Träumen ist eine
teilweise Unterbrechung des Schlafes.
Der Entstehung nach können wir zwei große Gruppen von Träu⸗
men unterscheiden; die einen lassen sich auf Sinnesreize zurückführen,
die anderen auf Vorstellungen, die dem Schatze unserer Erinnerung
entstammen. Wir bezeichnen sie als Sinnesreiz- und als Er⸗
innerungsträume.
4. Sinnesreiztraäume.
Die Beobachtung hat gelehrt, daß die meisten Träume auf—
treten, wenn die Tiefe des Schlafes im Abnehmen begriffen ist; dann
befinden sich nämlich die nervösen Elemente des Großhirns in einem
zustande größerer Reizbarkeit, der sie fähig macht, die schwächsten
Sinnesreize aufzunehmen und weiter zu verarbeiten. Wie wir be—
reits bei der Behandlung der experimentellen Traumforschung ge—
sehen haben, gelingt es ohne große Schwierigkeit, durch Sinnes⸗
reize, welcherart sie auch sein mögen, Träume künstlich zu erzeugen.
Nun waren die experimentellen Reize ziemlich grober Natur. Wir
müssen uns aber vorstellen, daß im Schlafe auch die allerfeinsten
Neize verarbeitet werden; selbst Reize, die am Tage kaum empfunden,
mindestens aber als ganz unwesentlich völlig außer acht gelassen
verden, kommen im Schlafe, wenn die ganze Seelentätigkeit von
außen abgelenkt und nach innen gerichtet ist, zur Geltung. Die Ver—
arbeitung der Keize unterscheidet sich aber wesentlich von der im
Wachen üblichen. Die einfachen Empfindungen haben Vorstellungen
im Gefolge, die keiner strengen Kritik durch den Verstand, wie es
im Wachen der Fall ist, unterworfen sind; ungehemmte Assoziationen
schließen sich an, und Vorstellung reiht sich an Vorstellung, aber
nicht nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Die Phantasie
—E Beziehung sind