13 —
daß er verstorben ist. Während also manche Assoziationen wegfallen,
treten dafür andere ein, und zwar solche, die während des Wachens
keinerlei Bedeutung haben; diese treiben dann ein freies Spiel, lösen
einander in lebhaftester Weise ab, und so kommt es, daß Grenzen
überhaupt nicht obzuwalten scheinen. Jeder Druck fällt sür die ein—
zelnen Gebiete des Vorstellungslebens völlig weg.
wie verhält sich nun unser Bewußtsein, d. h. der Zustand, in
dem wir unseres Ichs, unserer Persönlichkeit bewußt sind, in dem wir
von uns wissen, im Traume? Im Schlaf sind wir bewußtlos, im
Traum aber kehrt zum mindesten ein Ceil des Bewußtseins zurück.
Das, was unser Wachbewußtsein ausfüllt, ernsthafte Überlegungen,
die Berufstätigkeit, Sorgen für die Bedürfnisse des täglichen Lebens,
alles das tritt während des Traumes in den hintergrund. Es kommen
Clemente zum vorschein, die bisher gewissermaßen in der Tiefe des
Bewußtseins geschlummert haben. Sechner hat diese dunkler be—
wußten seelischen Clemente unter dem Namen Unterbewußtsein
zusammengefaßt.
Das Unterbewußtsein tritt im Wachen gegen das Wachbewußt—
sein, dem man folgerichtig den namen Oberbewußtsein gegeben hat,
zurück, jedoch nicht so, daß wir von ihm etwa nichts merkten. Ihm
gehören Gedanken an, die gegen die herrschenden Tagesgedanken
nicht aufkommen können. Oft handelt man im Wachen „in Ge—
danken“, d. h. automatisch, eigentlich gedankenlos. Solche Hand⸗
lungsweisen gehören dem Unterbewußtsein an. Oft kommen uns
mitten in ernster Arbeit Einfälle, die ganz aus dem Kahmen fallen,
bei denen man sich fragt: „Wie habe ich nur so etwas denken kön⸗
nen?“ Wem ist nicht schon bei der feierlichsten Gelegenheit, trotz an—
dächtigster Stimmung, ein Einfall gekommen, der aus aller Andacht
herausriß? Solche Gedanken entspringen dem Unterbewußtsein, und
sie füllen auch die Träume aus, von denen man oft sagt: „Wie habe
ich nur so etwas Verrücktes träumen können!“ Das Unterbewußt⸗
sein ist immer in Arbeit. Es nimmt die Cindrücke auf, für die das
Oberbewußtsein keine Zeit hat, nämlich die schwächsten und unwich⸗
tigsten; und diese verarbeitet es gelegentlich nachts in den Träumen.
Daher kommt es auch, daß wir viel eher von kleinen Sorgen träumen
als von großen, weniger von Dingen, mit denen wir den ganzen Tag
über uns beschäftigt haben, als von solchen, die uns gleichgültig
schienen und als erledigt galten.
Nur bisweilen herrscht das Unterbewußtsein auch am Tage. Das