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schaftlich verwerten zu können, muß man Puls, Atmung, Gesichts-
ausdruck, Bewegungen, Sprachäußerungen genau beobachten und sich
merken. Die Weckmethode hat den Nachteil, daß die Niederschrift
sofort nach dem Erwachen eine sehr unvollkommene Wiedergabe der
Träume darstellt.
Als letztes hilfsmittel kommt die künstliche Erzeugung von
Träumen in Betracht. Maury hat den Schlafenden auf verschiedene
Weise gereizt. Dabei hat er feststellen können, daß Kitzeln der Ober⸗
lippe mit einer Feder einen Traum hervorrief, als ob ein Pechpflaster
aufs Gesicht gelegt und mit der anhaftenden haut abgerissen wurde,
ferner daß der Geruch von Kölnischem Wasser in dem Schlafenden die
Vorstellung erweckte, als ob er in Kairo im Laden von J. M. Farina
sich befände
Nun gibt es eine große Anzahl von Mitteln, die die Traum—
tätigkeit in ganz bestimmter Weise beeinflussen. Ob der Cabak die
Phantasie auch noch nachträglich im Traume anregt, ist ungewiß;
KRant behauptet, nur im hellen, wenn man die Kauchwolken sähe,
könne er das. Opium vermag liebliche Bilder hervorzurufen, haschisch
malt angenehme Farben und läßt uns fliegen, ebenso Ather. Etropin
schafft Häßliches und Grauenhaftes, läßt uns kleine, unangenehme
Tiere im Schlafe sehen, während hyoszyamin neben Slugvorstellungen
üppig-sinnliche Bilder uns vorgaukelt. Santonin schafft Gesichts-,
Geruchs⸗ und Geschmackstäuschungen. Sehr sinnlich sind die Träume,
die der Genuß des Fliegenpilzes, Amanita muscaria, hervorruft;
er wird wegen dieser Eigenheit von den Grönländern viel gegessen,
und während die herren die getrockneten Pilze verzehren, nehmen
die Diener und ärmeren mit dem Urin jener, der genossen dieselbe
Wirkung ausübt, vorlieb. — In der Traumforschung spielen alle
diese Mittel eine untergeoronete Kolle.
Träume können dadurch angeregt werden, daß man die Ver—
suchsperson unmittelbar vor dem Einschlafen gewisse Gegenstände
recht eingehend betrachten läßt. Nach dem Erwachen läßt man sich
die Träume erzählen und sucht nun Beziehungen zwischen ihnen und
den vorgezeigten Gegenständen zu finden. Es stehen also mannig—
fache Wege offen, unsere Kenntnisse von den Träumen zu vertiefen.
3. Das Wesen der Träume.
Che wir auf das Wesen der Träume näher eingehen, müssen wir
— VV