Full text: Sammelband

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aufmerksam zu machen, daß einem viel daran liegt, ihre Träume 
erzählen zu lassen. Auch die Aufzeichnungen solcher Leute sind wert— 
voll. hebbel sagt: „Wenn sich ein Mensch entschließen könnte, 
alle seine Träume, ohne Unterschied, ohne Rücksicht, mit Treue und 
Umständlichkeit und unter hinzufügung eines Kommentars, der das— 
jenige umfaßte, was er etwa selbst nach Erinnerungen aus seinem 
Leben und seiner Lektüre an seinen Träumen erklären könnte, nie— 
derzuschreiben, so würde er der Menschheit ein großes Geschenk 
machen.“ 
Bei der Verwertung erzählter Träume ist nun besonders zu be— 
achten, daß die Crinnerung an die Träume sehr verschieden ist. 
flus einer Rundfrage von de Sanctis geht hervor, daß nur 23, 3300 
der befragten mMänner und 4200 der befragten Frauen sich ihrer 
Träume genau erinnern konnten, daß dagegen 55,3300 der Männer 
und 4800 der SFrauen nur summarische Erinnerungen hatten. 
Aus eigener Erfahrung wissen wir, daß Träume oft zerplatzen 
wie Seifenblasen. Eben waren wir noch mitten in der Traumwelt, 
plötzlich erwachen wir, und wir können uns nicht vorstellen, was 
wir geträumt haben. Oder wir wissen zwar gleich nach dem Erwachen 
den Inhalt des Traums, haben ihn aber nach wenigen Mminuten 
vpöllig aus dem Gedächtnis verloren. Es geht uns dann wie dem 
König Nebukadnezar (Dan. 2, 1 f.): „Nebukadnezar hatte einen 
Traum, davon er so erschrak, daß er erwachte. Und suchte Traum— 
deuter. ... Der Traum aber war ihm entfallen, als die Deuter 
kamen.“ 
Hhebbel glaubt, daß Traumerfahrungen niemals rein ins Be— 
wußtsein übergehen, weil sie in das Bewußtsein entweder durchaus 
nicht hineinpassen, oder weil doch der Akt des Erwachens ihnen einen 
fremdartigen Bestandteil beimischt, der sie gänzlich verändert. — 
Das letzte ist nicht unwahrscheinlich. Das Erwachen reißt uns plötzlich 
aus der Welt des Traums, d. h. aus unserer Gedankenwelt, heraus 
und versetzt uns in die große Welt, in der wir nicht mehr mit unsfrem 
Körper allein sind. Die Sprache, in der die Träume zu uns redeten, 
muß in eine andere übersetzt werden. Und das macht die Bericht⸗ 
erstattung, selbst wenn wir noch volle Traumerinnerung haben, un—⸗ 
genau. 
Dann ist aber noch zu beachten, daß das menschliche Beobach— 
tungsvermögen sehr ungenau ist und leicht zu Täuschungen verführt, 
wie jeder im Wachen bestätigen kann. Wie schwer ist die Beurteilung
	        
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