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der Traum eines Kitters ist, überall hat die dichterische Phantasie
im Traum etwas Verwandtes gesehen. Der Traum wird zum Leben,
das CLeben zum Traum.
Ist das Träumen nur auf den Menschen beschränkt? Jeder
Tierkenner wird die Frage verneinen. Nur ist die Beobachtung der
Träume der Tiere für den Menschen eingeengt: Wir können
einen Schluß nur aus den Bewegungen, den Stimmäußerungen der
Tiere während des Schlafes ziehen, indem wir ihr Verhalten mit
dem Benehmen im Wachen vergleichen. Solche Beobachtungen ge—
nügen jedoch, um Bescheid zu wissen.
Der italienische Psychiater de Sanctis hat ein Runoschreiben
an Tierbesitzer erlassen, um Material über die Träume der Tiere zu
sammeln. Besonders viele Beiträge haben Hundebesitzer geliefert.
Die hunde winseln, knurren im Schlafe, wedeln mit dem Schwanze,
machen zuckende Bewegungen mit den Beinen. Selbst Schwimm⸗
bewegungen sind beobachtet worden. Es wird Freude und Ulage
geäußert. Allem Anscheine nach träumen also die hunde auch unter
dem Einfluß von Gemütsbewegungen, und zwar von solchen, die sie
im Wachen empfunden haben. Besonders lebhaft sind die Träume
der Jagdhunde; der Jäger kann sogar am Gehaben des träumenden
Tieres erkennen, ob der Traum eine Hasen- oder eine Fuchsjagd
betrifft. Bei Jagohunden sind sogar Anfälle von Alpdrücken bemerkt
worden. Es ist nicht zu verwundern, daß zu dem Kapitel Träume
bei Tieren die Hunde, als die treuesten und nächststehenden Gefährten
des Menschen, die meisten Beiträge geliefert haben. Der hund ist
seiner ganzen Natur nach dem Menschen am besten bekannt; selbst
fein Gemütsleben findet in der Kegel Verständnis bei seinem herrn.
Aber auch bei anderen Hhaustieren sind Träume beobachtet wor—
den; so bei Pferden, Rindern, Ziegen, aber auch bei hühnern, Papa—
geien, Stubenvögeln. Von Krokodilen hat Thompson behauptet,
daß sie träumen. Das anzunehmen, liegt durchaus im Bereich der
Moͤglichkeit. Daß aber niedere Tiere träumen, ist unwahrscheinlich.
Der Sitz der Träume ist unserer Kenntnis von der seelischen Tätig—
keit des Menschen zufolge das Gehirn; vermutlich kommt dem Groß—⸗
hirn noch eine besondere Bedeutung dabei zu, denn der gehirnlose
hund des Physiologen Goltz (s. 5. 17) träumte nicht, wenigstens wies
nichts in seinen Bewegungen während des Schlafes darauf hin.
Kranke mit schweren Bewußtseinsstörungen, bei denen die Groß—
hirnrinde ausgeschaltet ist, schlafen traumlos. Zweifellos ist das Träu⸗