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Suggestiv wirken auch manche Runstgriffe, wie sie besonders im
Volke üblich sind; hierher gehört z. B., daß man vorm Schlafen die
eine hand in ein ans Bett gestelltes Waschbechken mit kühlem Wasser
taucht.
Es gibt Zwischenfälle des Schlafes, die durch ungünstige Lage
bedingt sind. Schläft man auf einer Holzbank derartig, daß man den
auf die Lehne gelegten Arm als Kopfkissen benutzt, eine Lage, wie
sie im Anschluß an einen alkoholischen Kausch leicht vorbommt (daher
der Name Tiergartenlähmung!), dann kann der große Ober—⸗
armnerv (Nervus radialis) so gegen den Unochen gedrückt werden,
daß eine Lähmung entsteht. Beim Erwachen merkt dann der Ge—
ähmte, daß er nicht mehr herr über die hand ist, die schlaff herab—
hängt. Weder kann sie gestreckt, noch seitlich hin und her bewegt
werden. Gewöhnlich bleibt die Wiederherstellung nicht aus, doch
zönnen auch Wochen vergehen, bis das Übel behoben ist.
An und für sich hat der Schlaf nichts mit der Nachtzeit zu tun.
Ddie Nachttiere schlafen am Tage. Viele Berufe bringen es mit sich,
daß der Tag zum Schlafen benutzt werden muß; das braucht aber
durchaus nicht der Gesundheit zuträglich sein. Dieser Tagschlaf
ist eine Errungenschaft der Neuzeit. Alle Vorschriften, die über den
schlaf aus dem Altertum zu uns gelangt sind, beziehen sich nur auf
die Nachtruhe. Länger als nötig zu schlafen, war zu allen Zeiten
verpönt: Eumaeus, der göttliche Sauhirt, sagt zu Odnysseus: „über
Bedarf zu schlafen ist lästig.“ Wie mancher liebt es, noch nach dem
Trwachen liegen zu bleiben, um, wenn möglich, noch einen kurzen
schlummer zu tun. Davon sagt Kant: „Wer dem Schlaf als süßem
Benuß im Schlummer oder als Seitkürzung viel mehr als ein Drittel
jeiner Lebenszeit einräumt, oder ihn sich auch teilweise, nicht in einem
Stück, für jeden Tag zumißt, verrechnet sich sehr in Ansehung seines
Tebensquantums, teils dem Grade, teils der Länge nach.“
Als das Maß übersteigender Schlaf könnte auch der nNachmit—
tagsschlaf aufgefaßt werden. Die Alten verwarfen ihn. Der Tal—⸗
mud gestattet nicht mehr als 60 Atemzüge Tagesschlaf; dagegen er⸗
kennt der Schulchan Aruch, das aus dem 16. Jahrhundert stammende
Werk des Rabbiners Karo, an, daß jeder, der nicht ohne Mittags⸗
schlaf auskommen kann, sich ihm hingeben möge, aber nicht zu lange.
Der berühmte holländische Arzt Boerhaave (1668 -1738) betrach-
tete ihn nur so lange als schädlich, bis er sah, daß die Tiere nach der
Nahrungsaufnahme zu schlasen pflegen. Schädlich ist der Nachmittags⸗