Full text: Sammelband

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bracht werden, damit sie nicht noch den Geist über die Schlafenszeit 
hinaus beschäftigen. 
In hervorragender Weise ist der Schlaf, wie auch andere Ver⸗ 
richtungen des Körpers, 3. B. der Stuhlgang, von der Gewohnheit 
abhängig. Wer täglich genau seine Schlafenszeit einhält, wird nicht 
liber das Ausbleiben des Schlafes zu klagen haben. Der Körper ge⸗ 
wöhnt sich schnell daran, und wenn man ausnahmsweise länger auf— 
bleibt und dann mit schwerer Müdigkeit zu kämpfen hat, so ist das 
nur ein gutes Zeichen. 
Viel ist darüber gestritten worden, ob es empfehlenswert sei, 
mit vollem Magen zu Bett zu gehen oder nicht. Da trifft das Kich— 
tige der Prediger Salomonis: „Wer arbeitet, den trifft der Schlaf 
süß, er habe wenig oder viel gegessen; aber die Fülle des Reichen 
läßt ihn nicht schlafen.“ Jesus Sirach tritt für Mäßigkeit ein: „Und 
wenn der Magen mäßig gehalten wird, so schläft man sanft, so kann 
einer des Morgens früh aufstehen und ist fein bei sich selbst.“ 
Nach dem böhmischen Volksglauben darf man nicht durstig zu 
Bett gehen, da sonst die durstige Seele den URörper während des 
Sschlafes verläßt, um zu trinken, und sich leicht verirren kann. Das 
Hachtessen, das zwei- bis zweieinhalb Stunden vorm Schlafengehen 
eingenommen wird, kann nie von nachteiligem Einfluß sein. Nur 
dann werden Störungen des Schlafes vorbommen, wenn schwer ver—⸗ 
dauliche Speisen genossen werden, die eine lebhafte Verdauungs⸗ 
tätigkeit noch über die Schlafenszeit hinaus veranlassen und so die 
Quelle für mancherlei Unruhe werden können. Es wird empfohlen, 
noch kurz vor dem Zubettgehen eine Kleinigkeit zu essen; daß Kinder 
besser schlafen, wenn der Magen nicht ganz leer ist, hat die Erfah—⸗ 
rung gezeigt. Goethes Zeitgenosse Unzer empfahl den Schlaflosen, 
„sie sollten eine Pfeife Tabak rauchen, und dabey einen matten 
Poeten lesen“. Viele Kaucher preisen die einschläfernde Wirkung 
des Tabaks. 
VDon größtem Cinfluß auf den Cintritt des Schlafes ist das Schlaf⸗ 
zimmer als der Ort, in dem wir die meiste Zeit während unseres 
Cebens zubringen. Seine Anlage und Einrichtung muß darauf Be⸗ 
dacht nehmen, daß alle Sinnesreize ausgeschaltet werden, die den 
kintritt des Schlafes stören oder seinen Verlauf beeinträchtigen 
könnten. Es soll geräumig und luftig sein; Maße festzulegen hat 
wenig Wert, da, wie die Schiffskabinen lehren, auch winzige Uam— 
mern bei reichlichem Luftwechsel allen hygienischen Anforderungen
	        
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