Full text: Sammelband

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der kalten Jahreszeit, zuweilen diese aber erheblich überdauernd, 
finden sich auch bei Insekten und Würmern; bei den Weizenälchen 
(Tylenchus scandens), die die Radigkeit des Weizens verursachen, 
dehnte sich eine solche Unterbrechung des Lebens bis zu 27 Jahren 
aus. Auch die in der Pflanzenwelt beobachteten Zeiten, während 
deren das Leben anscheinend ruht, haben mit dem Schlafe nichts zu 
tun (ebensowenig wie die sogen. Schlafbewegungen der Pflanzen). 
Gibt es bei den Menschen einen Dauerschlaf? Von Zeit zu 
zeit tauchen in den Zeitungen immer wieder Berichte auf, die im 
großen und ganzen sich gleich bleiben, ob es sich nun um den „schla— 
fenden Bergmann“ handelt oder ein junges MNäochen, das seine besten 
Jahre in einem Schlafzustand verbringt. Eulenberg z. B. be—⸗ 
richtet von einem Falle, in dem der Schlaf 410 Jahre anhielt. Dabei 
ist aber der Name Schlaf zu Unrecht gebraucht; in allen diesen und 
ähnlichen Fällen handelt es sich gar nicht um einen solchen, sondern 
um einen Zustand der Bewußtseinsstörung, der seinen Grund in einem 
schweren Gehirnleiden hat. 
Ein lange andauernder schlafähnlicher Zustand findet sich auch 
bei der berüchtigten Schlafkrankheit, die in Afrika in den Sluß— 
tälern des Senegal, Kongo, Niger und oberen Nils vorbommt und 
zahllose Opfer erfordert, nicht nur unter den Eingeborenen, sondern 
auch unter den Weißen. Der Erreger der Schlafkrankheit, ein win— 
ziger tierischer Parasit (PTrypanosoma gambiense), wird durch den 
Stich der Tsetsefliege übertragen; er hält sich im Blute auf und gibt 
giftige Stoffe ab, die die Krankheitserscheinungen verursachen. In 
allen schwereren Fällen erreicht die Vergiftung des Körpers einen 
so hohen Grad, daß die Erkrankten entweder in Geistesstörungen 
oerfallen, die sich in Wutausbrüchen äußern und oft das Einspannen 
des Unglücklichen in die sogen. „Sklavengabel“ erforderlich machen, 
oder schlafsüchtig werden. Diese Schlafsucht, die der Krankheit ihren 
Namen gegeben hat, äußert sich so, daß die Erkrankten sich in einem 
fortwährenden Dämmerungszustand befinden, nicht mehr gehen und 
stehen können und nur noch lallend sprechen. Allmählich kommt es 
zur völligen Bewußtseinsstörung und zunehmender Betäubung, bis 
der Tod als Erlöser naht. Auch das ist kein echter Schlaf, sondern 
eine Vergiftungserscheinung. hHier findet kein Ersatz verbrauchter 
Stoffe statt, sondern es herrscht der Verfall vor, der unaufhaltsam 
seinen Fortgang nimmt. 
Gewisse Krankheiten, wie die Blutarmut, bei der das Blut in
	        
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