Full text: Sammelband

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3. Urankhafter Schlaf. Rünstlicher Schlaf. 
Dort weilt wahres Glück, wo der Schlaf ein regelmäßiger Be⸗ 
sucher ist, der zur gewohnten Zeit kommt, täglich die gleiche Anzahl 
von Stunden verweilt und sanft und leise, wie er nahte, auch wieder 
von dannen geht. Er teilt aber das Schicksal so mancher treuen 
Seele, deren Wert für uns wir erst merken, wenn sie von uns ge—⸗ 
wichen. Wie oft nehmen wir das Gute und Nützliche als selbstver— 
ständlich hin! So lernen wir auch den Schlaf erst richtig schätzen, wenn 
er nicht mehr in seiner ursprünglichen, gesunden Gestalt bei uns weilt. 
Nach beiden Seiten hin kann der Schlaf seine gewohnten Wege 
verlassen. Das Zuviel begegnet uns seltener als das SZuwenig. Es 
liegt nahe, als Beispiel für einen verlängerten Schlaf zunächst den 
Winterschlaf der Tiere anzuführen. Ist er aber wirklich ein echter 
Schlaf? Der hamster, die Fledermaus, der Dachs und die anderen 
Winterschläfer werden bei Eintritt des Winters nicht durch Müdig— 
keit veranlaßt, ihr Cager aufzusuchen, sondern die Unbilden der 
Witterung, die ihre Nahrungstiere und -pflanzen von der Bildfläche 
verschwinden lassen, zwingen sie dazu. Der Winterschlaf soll sie vorm 
hungertode schützen. 
Während des Winterschlafes lebt das Tier von seinem eigenen 
Fett, das sich in der sogen. Winterschlafdrüse über Rücken und Nacken 
verteilt angesammelt hat und allmählich völlig aufgezehrt wird. Alle 
seine Lebenserscheinungen sind gegenüber dem echten Schlaf wesent⸗ 
lich herabgesetzt: die Atmung, die Herztätigkeit, der Stoffwechfel 
sind ganz erheblich eingeschränkt. Am meisten unterscheidet sich aber 
der Winterschlaf vom gewöhnlichen Schlaf dadurch, daß das Tier seine 
Cigenwärme nicht mehr selbst regeln kann: sie steigt und sinkt mit der 
fußentemperatur, von dieser meist nur durch Bruchteile eines Grades 
unterschieden; nicht selten nähert sie sich dem Gefrierpunkt. Erst 
im Frühjahr, wenn das Wetter dauernd wärmer ist, wird die Eigen⸗ 
wärme des Tieres wieder normal: mit dem Erwachen stellt sich auch 
die Fähigkeit ein, diese zu regeln. 
Noch mehr vom normalen Schlafe entfernt sich die sogenannte 
Winterstarre der Lurche, Kriechtiere, Fische; wie schon der name 
sagt, sind die Tiere in diesem Zustande erstarrt. Bei Krokodilen 
kommt, veranlaßt durch übermäßig hohe Temperaturen, in deren 
Gefolge die Flüsse austrocknen, eine Wärmestarre vor, während deren 
sie unter der Schlammdecke liegen. Erstarrungszustände während
	        
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