18
tiere, denen das Großhirn entfernt war. Der erwähnte Hund konnte
durch starke Schalleindrücke erweckt werden.
Soviel steht also fest, daß nicht das Großhirn allein des Schlafs
bedarf. Trotzdem muß es aber doch eine wichtige Rolle dabei spielen.
Das Gehirn der hunde, die Frau de Manasseine durch Ver—
hindern am Schlafen getötet hatte, hatte erheblich an Gewicht ver—⸗
loren, während das Gehirn verhungerter hunde kaum verliert. Auch
das deutet darauf hin, daß dem Gehirn eine Bedeutung beim Schlafen
zukommt.
Mannigfache Beobachtungen haben gezeigt, daß das menschliche
Bewußtsein oft nur davon abhängt, daß das Gehirn gut mit Blut
versorgt wird. Sinkt 3. B. ein junges Mädchen in Ohnmacht, so ist
die Ursache in den meisten Fällen in einer Blutleere des Gehirns zu
suchen, dem das schwächliche Herz nicht genügend Blut zutreiben
kann. Auch daß ein Verwundeter bei starkem Blutverlust ohnmächtig
wird, ist auf eine Entblutung des Gehirns zurückzuführen. FSerner
hat man beobachtet, daß ein starker Druck auf die großen Schlag—
adern des halses, die das Gehirn mit Blut versorgen, eine Betäubung
herbeiführt. Wenn man an diese Beobachtungen denkt, so liegt die
bermutung nahe, daß auch der Schlaf in Beziehung zu einer Blut—
leere des Gehirns stehe. Bestätigt schien diese Ansicht durch die Unter—
suchungen des italienischen Physiologen Mosso zu werden, der vor
nunmehr vierzig Jahren feststellte, daß die äußeren Körperteile,
besonders die Arme und Beine, beim Schlafe eine stärkere Blut—
fülle als sonst zeigen; erst nach dem Erwachen gleicht sich dieser Zu⸗
stand wieder aus. Aus dieser Blutfülle der äußeren Glieder nun
—I daß
das in die Glieder herbeiströmende, gewissermaßen überplanmäß'ge
Blut von dort gekommen sei, lag am nächsten. Seine weiteren Unter—
suchungen aber ergaben in ihren Befunden große Schwankungen;
manchmal befand sich das Gehirn während des Schlafes im Zustande
der Blutfülle, manchmal in dem der Blutleere. ähnliches stellten
auch die andern Forscher fest.
Die Blutfülle der äußeren Glieder während des Schlafes, die
übrigens wiederholt beobachtet wurde, wird nun aber, wie die
schönen Untersuchungen des Berliner Phnsiologen Weber gezeigt
haben, nicht dadurch verursacht, daß das Blut vom Gehirn fort⸗
strömt, sondern dadurch, daß die VPerdauungsorgane ihr über⸗
schüssiges Blut dorthin abgeben; das aber kommt nicht nur den