Full text: Sammelband

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tiere, denen das Großhirn entfernt war. Der erwähnte Hund konnte 
durch starke Schalleindrücke erweckt werden. 
Soviel steht also fest, daß nicht das Großhirn allein des Schlafs 
bedarf. Trotzdem muß es aber doch eine wichtige Rolle dabei spielen. 
Das Gehirn der hunde, die Frau de Manasseine durch Ver— 
hindern am Schlafen getötet hatte, hatte erheblich an Gewicht ver—⸗ 
loren, während das Gehirn verhungerter hunde kaum verliert. Auch 
das deutet darauf hin, daß dem Gehirn eine Bedeutung beim Schlafen 
zukommt. 
Mannigfache Beobachtungen haben gezeigt, daß das menschliche 
Bewußtsein oft nur davon abhängt, daß das Gehirn gut mit Blut 
versorgt wird. Sinkt 3. B. ein junges Mädchen in Ohnmacht, so ist 
die Ursache in den meisten Fällen in einer Blutleere des Gehirns zu 
suchen, dem das schwächliche Herz nicht genügend Blut zutreiben 
kann. Auch daß ein Verwundeter bei starkem Blutverlust ohnmächtig 
wird, ist auf eine Entblutung des Gehirns zurückzuführen. FSerner 
hat man beobachtet, daß ein starker Druck auf die großen Schlag— 
adern des halses, die das Gehirn mit Blut versorgen, eine Betäubung 
herbeiführt. Wenn man an diese Beobachtungen denkt, so liegt die 
bermutung nahe, daß auch der Schlaf in Beziehung zu einer Blut— 
leere des Gehirns stehe. Bestätigt schien diese Ansicht durch die Unter— 
suchungen des italienischen Physiologen Mosso zu werden, der vor 
nunmehr vierzig Jahren feststellte, daß die äußeren Körperteile, 
besonders die Arme und Beine, beim Schlafe eine stärkere Blut— 
fülle als sonst zeigen; erst nach dem Erwachen gleicht sich dieser Zu⸗ 
stand wieder aus. Aus dieser Blutfülle der äußeren Glieder nun 
—I daß 
das in die Glieder herbeiströmende, gewissermaßen überplanmäß'ge 
Blut von dort gekommen sei, lag am nächsten. Seine weiteren Unter— 
suchungen aber ergaben in ihren Befunden große Schwankungen; 
manchmal befand sich das Gehirn während des Schlafes im Zustande 
der Blutfülle, manchmal in dem der Blutleere. ähnliches stellten 
auch die andern Forscher fest. 
Die Blutfülle der äußeren Glieder während des Schlafes, die 
übrigens wiederholt beobachtet wurde, wird nun aber, wie die 
schönen Untersuchungen des Berliner Phnsiologen Weber gezeigt 
haben, nicht dadurch verursacht, daß das Blut vom Gehirn fort⸗ 
strömt, sondern dadurch, daß die VPerdauungsorgane ihr über⸗ 
schüssiges Blut dorthin abgeben; das aber kommt nicht nur den
	        
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