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ganzen zeigt das 2. Stadium alle Erscheinungen des hypnotischen
Zustandes in ausgeprägter Form. Klar abgegrenzt wird es aber
gegen das letzte dadurch, daß bei ihm die Erinnerung an alles Er—
lebte und Vernommene nach dem Erwachen vorhanden ist.
Dieses 3. Stadium hat man als tiefen Schlaf und als
somnabulismus (vom Cateinischen somnus Schlaf und
ambulare umhergehen) bezeichnet. Diese Bezeichnung führt leicht
zu einer Verwirrung, denn der 3. Grad der Hypnose ist nicht ein—
fach identisch mit dem im gewöhnlichen Leben als Somnambulismus
— Nachtwandeln benannten Zustand. Dieser ist vielmehr ein krank⸗
hafter, von selbst entstehender und vielfach mit Hysterie vergesell—
schafteter Traumzustand. Trotzdem hat sich diese Bezeichnung für
den tiefsten Grad der Hypnose allgemein eingeführt. Wenn uns
die leichten Grade der Hypnose mit ihren merkwürdigen und er—
staunlichen Tatsachen schon bizarr und wunderbar anmuteten, so
gibt uns das letzte Stadium erst recht Rätsel auf. Jetzt stehen wir
einer Fülle von Überraschungen gegenüber. Der Hypnotisierte ge⸗
rät in eine so tiefe Bewußtlosigkeit, in eine solche Verwirrung seiner
Seelenvorgänge hinein, daß er nach dem Erwachen keine Ahnung
davon hat, was mit ihm geschehen ist und was er selbst unter—⸗
nommen hat. Trotz dieser völligen Amnesie, d. h. Erinnerungs⸗
losigkeit, ist aber der Perbehr mit der Außenwelt erhalten, und der
Rapport mit dem hypnotiseur besteht unverändert weiter. Der
tiefste Grad des hypnotischen Schlafes zeigt für gewöhnlich eine ge—
steigerte Empfänglichkeit für alle Cingebungen, und infolgedessen
finden wir alle Erscheinungen, die wir schon oben bei den leichteren
Stadien beschrieben haben, hier in verstärktem Maße wieder. Die
Sinnesempfindungen, das Gedächtnis, das Bewußtsein, die Denk—
vorgänge sind jetzt noch leichter und sicherer zu lenken. Gefühle
und Affekte werden sofort angenommen. Auch die sog. vegetativen
Funbktionen, d. h. solche Verrichtungen, die für gewöhnlich nicht
von unserem Willen abhängig sind, geraten unter die Leitung des
hypnotiseurs. Diese physiologischen Wirkungen der Hhypnose
gehen erstaunlich weit. Die Reflexe: Niesen, husten und Erbrechen
sind leicht auszulösen. Schnupfen und husten können sofort zum
Verschwinden gebracht werden. Es gelingt in einer ganzen Reihe
von Fällen, durch eine reflektorische Susammenziehung der kleinen
GBefäße Blutungen zu stillen. Es kann sogar eine hautrötung einer