Full text: Sammelband

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Cänge. „Dein Wachsein von heute verdankst du deinem Schlaf von 
gestern je tiefer du heut einschläfst, so munterer wirst du morgen 
erwachen, und je munterer du gewacht hast, so tiefer wirst du schla— 
fen.“ Gechner.) 
Ein Beispiel dafür, daß es Menschen gibt, die die Länge des 
Schlafes, wenn die Lebensumstände es erfordern, durch Tiefe er— 
setzen können, führt Rehm an. Ein Bäckermeister, der tagsüber 
schwerste körperliche Arbeit zu leisten hatte, schlief nur des Nachts 
von 10—1 Uhr im Bett; dann stand er auf, arbeitete eine Stunde 
lang für den Gesellen vor, um dann noch von 223 Uhr sitzend auf 
dem Sofa zu schlafen. Diese Schlafenszeit genügte ihm vollkommen. 
Der Schlaf im Bett war jedoch so tief, daß der Mann, als einmal um 
12 Uhr nachts Feuer ausbrach, nicht erweckt werden konnte, sondern 
aus dem gefährdeten Zimmer fortgetragen werden mußte; er schlief 
bis 1 Uhr ohne Unterbrechung. 
An der verschiedenen Tiefe des Schlafes liegt es auch, daß das 
schlafbedürfnis, worunter wir gewöhnlich nur die Länge des Schlafes 
verstehen, nicht nur bei den einzelnen Menschen, sondern auch bei 
den Tieren verschieden ist. Der hund braucht sehr viel Schlaf, aber 
sein Schlaf ist lange nicht so tief wie der des Menschen. Beim leisesten 
Geräusch schlägt er an, und diese Eigenschaft bestimmt ihn zum 
Wächter des Hauses. Die Vögel brauchen im allgemeinen wenig 
Schlaf. Irgendein Schluß aus dem Schlafbedürfnis auf den Geistes— 
stand ist aber weder bei Menschen noch bei Tieren gerechtfertigt. — 
Wie sich das Bewußtsein im Schlafe verhält, davon soll später die 
Kede sein. 
Noch eine Eigentümlichkeit, die sich zum Glück nicht bei jedem 
Schläfer findet, erfordert einige Worte, nämlich das Schnarchen. 
Der Schnarchende liegt meist, aber nicht immer, auf dem Rücken. 
Der Unterkiefer ist, da seine Muskeln erschlafft sind, nach vorn ge—⸗ 
sunken, der Mund mithin offen; und nun streicht die eingeatmete 
CLuft an dem Gaumensegel, dessen Muskulatur sich ebenfalls in schlaf⸗ 
fem Zustande befindet, vorbei und versetzt es in jene so unmelodisch 
tönenden Schwingungen. In ähnlicher Weise geben auch die durch 
eingepreßte Luft in Schwingungen versetzten Metallzungen des Har⸗ 
moniums Töne von sich. 
Wir haben bereits gesehen, daß der Schlafende die Fähigkeit, 
Sinnesreize wahrzunehmen, nicht verloren hat, daß aber die Reize 
eine gewisse Reizschwelle überschreiten müssen, um ihn zu erwecken.
	        
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