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wesentlichen Schaden für die Gesundheit durchgeführt werden kann.
Ein Bruchteil dieser Zeit würde aber genügen, einen am Schlafen
verhinderten Menschen zu töten.
Aber auch Schlafentziehung von vorübergehender Dauer ist für
den Menschen schädlicher als zeitweises hungern. Besonders werden
die geistigen Leistungen in ungünstiger Weise beeinflußt. Wey⸗
gandt verkürzte bei Versuchspersonen die Schlafenszeit um drei
Stunden. Am andern Morgen zeigte sich eine deutliche Gedächtnis⸗
einbuße; nur die hälfte solcher Rechenaufgaben, wie sie die be—
treffenden Personen nach genügender Nachtruhe ohne weiteres lösten,
konnte bewältigt werden.
Die Versuche bestätigen das, was uns die tägliche Cebenserfah—
rung sagt. Nicht nur geistig, auch körperlich ist nur der auf der
ganzen Höhe seiner Kraft, der einen genügenden Schlaf hinter sich
hat. Schopenhauer sagt: „Der Schlaf ist für den ganzen Menschen,
was das Kufziehen für die Uhr.“
Täglich wiederholt sich der gleiche Vorgang im menschlichen
Leben: rückt die gewohnte Ruhezeit heran, so mahnt eine gewisse
Abspannung, daß der Körper der Ruhe bedarf. Bei unserer Be—
schäftigung merken wir, daß die Aufmerksamkeit nicht mehr so frisch
ist, wie vorher. Sind wir mit Lesen beschäftigt, so müssen wir man⸗
chen Satz zweimal lesen, ehe wir ihn auffafsen. Das Gedẽächtnis läßt
uns im Stich. Bei Unterhaltungen können wir nicht mehr so recht
folgen. Unsere Gedanken schweifen ab. Es ist über Körper und
Geist eine Gleichgültigkeit gekommen, man läßt sich, wie der Kuderer,
der die Hhände in den Schoß gelegt hat, von der Strömung treiben.
killes, was in unserer Umgebung vor sich geht, macht nicht mehr
denselben Cindruck wie sonst auf uns. Verstärkt werden alle diese
Erscheinungen, die uns unter dem Begriffe der Ermüdung ge—
lãufig sind, durch große Anstrengungen; sie können uns zu jeder
Tageszeit müde machen, auch wenn die gewohnte KRuhestunde noch
lange nicht gekommen ist. Nur ganz außerordentliche Aufpeit⸗
schungen können uns für gewisse Seit unsere Ermüdung vergessen
machen: so läßt der anfeuernde Khythmus eines Militärmarsches
alle vorausgegangenen Anstrengungen hintansetzen, und mit neuer
Kraft strebt die ermüdete Kolonne ihrem Siele näher.
Das ermüdete Kind reibt sich die Augen: der Sandmann
bommt. Euch das ist ein Zeichen der Müdigkeit. Das Gefühl der
Trockenheit an der Oberfläche des Auges, das bdas Kind auf das