— 84 —
für Ackerbau, Garten- und Weinbau zur Verfügung stehende Boden
durch Neukulturen nicht wesentlich zugenommen. Dank den land—
wirtschaftlichen Fortschritten ist aber der Ertrag des bebauten Bodens
seit den letzten 30 Jahren erheblich gestiegen. Er stellte sich auf
einen Hektar:
für Weizen
1879 auf 9,3 dz
1908 ,„ 16,3 dꝛ,
1879, 12,6 de
1908 , 19,8 dæe, demnach etwa 600/0 höher.
1879, 12,9 dz
1908, 18,9 dæ, demnach etwa 46.50/, höher.
1879, 10,9 de
1908, 18.2 dæ, demnach etwa 67,50/0 höher.
Die Erzeugung von Brotfrüchten hat somit ungefähr gleichen
Schritt mit dem durch die Bevölkerungszunahme steigenden Bedarf
gehalten, „mutterlos“ konnten wir auch im Kriege nicht werden.
Die Ernte an wichtigstem Brotgetreide betrug in den letzten Jahren:
1912 1913 1914 1915
Weizen 4360624 t 4655 956 t 3971995 t 3855 841 t
Roggen 11598 280t 12222394t 10426718 1t 9152 402 1t
Sür das Jahr 1913 berechnet sich die auf den Kopf der Bevölke⸗
rung entfallende Jahresmenge an Brotgetreide auf 250 ke, für
1914 auf 200 kg. Diese Mengen sind höher, als sie der frühere
Präsident des Kaiserl. Statist. Amtes, v. Scheel, mit 180 kg auf den
Kopf als Jahresbedarf feststellte. Von Weizengetreide verbraucht
Deutschland mehr, als es erzeugt, es ist daher in Friedenszeiten ein
Weizen einfuhr land, während es mehr Roggen erzeugt, als es ver⸗
wendet, und daher auf dem Roggenweltmarkt ein Ausfuhr land
war. Diese Verhältnisse haben sich mit Kriegsausbruch geändert,
alles im Lande erzeugte Brotgetreide blieb dem heere und der Be⸗
oölkerung vorbehalten; mit diesen Mengen mußten beide Volksteile
haushalten. In welch vorbildlicher Weise dieses haushalten erfolgte,
haben wir miterlebt. Es begann in vorsichtig vorausschauen⸗
der Weise mit einer Streckung unseres Brotgetreides durch die ver⸗
schiedenen Erzeugnisse der Trockenkartoffelerzeugung (siehe bei Kar⸗
toffel) und andere Mittel, es folgte die Festsetzung des auf den Kopf
der Bevölkerung entfallenden Anteiles an Mehl und Brot. Der
Brotverbrauch betrug 1878 in Deutschland 590 g auf Kopf und Tag,
und war 1898 auf 500 g gesunken, er ist in den Jahren vor dem
4