Full text: Sammelband

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„Der Biene mühsamer Sleiß“ liefert uns einen Süßstoff, der 
als das älteste Süßmittel anzusprechen ist; 4000 Jahre alt ist das ur⸗ 
kundliche Zeugnis seiner Verwendung. Dieser Patriarch aller Zucker⸗ 
— 
Sacharin, ist der Bienenhonig. Honig ist das Umwandlungspro⸗ 
dukt des in den Blüten vieler Pflanzen vorkommenden zuckerreichen 
Saftes — des Nektars — durch die Bienen. Nektar ist eine wasser— 
helle, süße Flüssigkeit, die sich in geringen Mengen im Innern der 
Blüte, im Nektarium, bildet, und die als Anlockungsmittel für die 
Insekten dient, damit diese den Blütenstaub übertragen. Der Nek— 
tar, den die Biene mit hilfe ihrer Mundwerkzeuge, die sie zu einer 
Röhre zu formen vermag, aufsaugt, ist eine Kohrzuckerlösung, die 
durch die im Körper der Biene vorhandenen Fermente in Invert— 
zucher umgewandelt wird. Diese dünne Invertzuckerlösung hinter— 
legt die Biene — nicht für den Menschen, sondern für die junge 
Bienenbrut — in die Wabe und dickt sie durch ihre eigene Leibes— 
wärme ein. Nähert man sich einem Bienenstock, in den gerade 
„CTracht“ eingeführt, d. h. Nektar und Blütenstaub eingesammelt 
wird, so sieht man, wie die Bienen die warme Luft im Stocke durch 
ständigen Flügelschlag in Bewegung halten, wodurch das Wasser der 
Invertzuckerlösung verdunstet. Die Menge des verdunsteten Was—⸗ 
sers kann bei kräftig besetztem Stock in einer Nacht 1000 g — 1Citer 
betragen. Nach entsprechender Eindickung ist die Invertzuckerlösung 
honig geworden; die Biene gibt dafür das Zeichen, indem sie auf 
die bisher oben offene Wabe den schließenden Deckel anzusetzen sich 
anschickt. Beim Eintragen von Tracht — einer KRiesenarbeit, wenn 
man bedenkt, daß zur Erzeugung von 1kg Honig der Besuch von 
5600 000 Kleeblüten erforderlich ist — sammelt die Biene neben 
dem Nektar, dem kohlenhydrathaltigen Nahrungsstoff für die Bie— 
nenlarve, auch einen eiweißhaltigen Nahrungsstoff, den Blütenstaub, 
das sogen. Bienenbrot, das in besonderen Zellen aufgespeichert wird, 
jedoch bei dem emsigen Betriebe, der sich im engen Raume des Stockes 
abspielt, auch teilweise in den honig gelangt. Mit diesem Blüten— 
staub hängt das Aroma des honigs und damit seine Bewertung zu— 
sammen. Blütenhosnig ist geschätzter als der aus den Blattwinkeln 
mancher Bäume und Sträucher gesammelte süße Saft, der, in Honig 
umgewandelt, den Tannen⸗, Fichten- oder Blatthonig gibt. 
Das Aussehen, der Geruch und Geschmack des Honigs sind von der
	        
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