Full text: Sammelband

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Eiweißstoffe usw., enthält, den Zuchker zu gewinnen und ihn von 
diesen Nebenstoffen zu trennen. Dies geschieht durch Zusatz geringer 
Mengen von Kalkmilch, wobei sich die organischen Säuren an den Kalk 
binden. Durch Kochen in offenen Pfannen werden die CEiweißstoffe 
zum Gerinnen gebracht und neben den VKalksalzen an die Oberfläche 
der kochenden Flüssigkeit getrieben, wo sie einen Schaum bilden, 
der abgeschöpft wird. Die klare Flüssigkeit wird abgezogen und in 
einem sogen. Vakuumapparat auf „Korn“, d. i. bis zum beginnenden 
Ansetzen von Zuckerkristallen, eingekocht. Auf Zentrifugen wird der 
flüssige Zuckersirup von der festen Zuckermasse getrennt. Nun folgt 
die Reinigung, das Raffinieren der Zuckermasse, die sogen. Mus— 
kowade oder Kassonade. Dies wurde früher in Europa ausgeführt 
und war das als „Zuckersieden“ bekannte Verfahren. Gegenwärtig 
raffiniert man auf Grund der bei der Rübenzuckerfabrikation ge— 
machten Erfahrungen und mit den hierbei verwendeten maschinellen 
hilfsmitteln am Erzeugungsorte selbst. Der als Kolonialsirup be— 
zeichnete flüssige Anteil gelangt auch bei uns in den handel und 
findet in den Konditoreien bei der Erzeugung von Zuckerwaren usw. 
Derwendung; er schmeckt angenehm süß, während sein Vetter, der 
Sirup des Rübenzuckers, weil er mehr Salze enthält, salzig-süß 
schmeckt. Aus den ausgepreßten Zuckerrohrstücken, der sogen. Ba— 
gasse, wird durch Auslaugung mit heißem Wasser noch der letzte 
Kest von Zucker gewonnen. 
Die Zucherrübe (Geta ciela altissima) ist das durch land⸗ 
wirtschaftliche Peredlung hervorgebrachte „Erziehungsprodukt“ der 
Runkelrübe GBeta vulgaris oder Beta maritima), die, als sie von 
Süden nach Deutschland kam, zunächst als ein gutes Viehfutter galt, 
bis Marggraf ihre süße „Seele“ entdeckte und Achard die erste Rüben⸗ 
zuckerfabrik errichtete. Die Zuckerrübe ist eine zweijährige Pflanze 
und hat eine sonderbare Cigenschaft; sie besitzt die Neigung, wieder in 
die alte Art zurückzuschlagen, zu „degenerieren“. Für die Suckerfabri— 
kation ist es daher von Wichtigkeit, durch Auswahl von gutem Rüben⸗ 
samen aus einer schlanken, kleinköpfigen Rübe mit voller „Taille“, 
weil diese der Hauptsitz des Zuckers ist, die RKübensorten zu züchten, die 
bei hohem Ernteertrag auch eine möglichst hohe Zuckerausbeute ge— 
wahrleisten. 
Je nach Abart und allen anderen Einflüssen schwankt die durch— 
schnittliche Zusammensetzung der Zuckerrübe in folgenden Grenzen: 
Hasterlik, Von Speise und Trank
	        
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