65
Eiweißstoffe usw., enthält, den Zuchker zu gewinnen und ihn von
diesen Nebenstoffen zu trennen. Dies geschieht durch Zusatz geringer
Mengen von Kalkmilch, wobei sich die organischen Säuren an den Kalk
binden. Durch Kochen in offenen Pfannen werden die CEiweißstoffe
zum Gerinnen gebracht und neben den VKalksalzen an die Oberfläche
der kochenden Flüssigkeit getrieben, wo sie einen Schaum bilden,
der abgeschöpft wird. Die klare Flüssigkeit wird abgezogen und in
einem sogen. Vakuumapparat auf „Korn“, d. i. bis zum beginnenden
Ansetzen von Zuckerkristallen, eingekocht. Auf Zentrifugen wird der
flüssige Zuckersirup von der festen Zuckermasse getrennt. Nun folgt
die Reinigung, das Raffinieren der Zuckermasse, die sogen. Mus—
kowade oder Kassonade. Dies wurde früher in Europa ausgeführt
und war das als „Zuckersieden“ bekannte Verfahren. Gegenwärtig
raffiniert man auf Grund der bei der Rübenzuckerfabrikation ge—
machten Erfahrungen und mit den hierbei verwendeten maschinellen
hilfsmitteln am Erzeugungsorte selbst. Der als Kolonialsirup be—
zeichnete flüssige Anteil gelangt auch bei uns in den handel und
findet in den Konditoreien bei der Erzeugung von Zuckerwaren usw.
Derwendung; er schmeckt angenehm süß, während sein Vetter, der
Sirup des Rübenzuckers, weil er mehr Salze enthält, salzig-süß
schmeckt. Aus den ausgepreßten Zuckerrohrstücken, der sogen. Ba—
gasse, wird durch Auslaugung mit heißem Wasser noch der letzte
Kest von Zucker gewonnen.
Die Zucherrübe (Geta ciela altissima) ist das durch land⸗
wirtschaftliche Peredlung hervorgebrachte „Erziehungsprodukt“ der
Runkelrübe GBeta vulgaris oder Beta maritima), die, als sie von
Süden nach Deutschland kam, zunächst als ein gutes Viehfutter galt,
bis Marggraf ihre süße „Seele“ entdeckte und Achard die erste Rüben⸗
zuckerfabrik errichtete. Die Zuckerrübe ist eine zweijährige Pflanze
und hat eine sonderbare Cigenschaft; sie besitzt die Neigung, wieder in
die alte Art zurückzuschlagen, zu „degenerieren“. Für die Suckerfabri—
kation ist es daher von Wichtigkeit, durch Auswahl von gutem Rüben⸗
samen aus einer schlanken, kleinköpfigen Rübe mit voller „Taille“,
weil diese der Hauptsitz des Zuckers ist, die RKübensorten zu züchten, die
bei hohem Ernteertrag auch eine möglichst hohe Zuckerausbeute ge—
wahrleisten.
Je nach Abart und allen anderen Einflüssen schwankt die durch—
schnittliche Zusammensetzung der Zuckerrübe in folgenden Grenzen:
Hasterlik, Von Speise und Trank