Fleischwürste bestehen aus zerkleinertem Rind-, Schweine- und Kalb⸗
fleisch in wechselnden Mengen neben Speck; zu Blutwürsten wird
in der Kegel Schweineblut mit Beimengung kleiner Würfel von ge⸗
kochtem, magerem Schweinefleisch verwendet, die mit dem Blute ge—
mengten Bestanoͤteile werden in Därme gefüllt und das Ganze behufs
Gerinnung des Blutes gekocht. Blutwurst ist die bisher beste und
billigste Art der Blutverwertung. Die Wurst ist in Deutschland von
jeher ein wahres, aber leider sehr oft ein stark verwässertes Volks-
nahrungsmittel gewesen; an seiner herstellung arbeiten, nach einer
Statistik, die sicher zu niedrig greift, 70 000 Personen, die jährlich
700 000 t erzeugen, sie ist in der besonderen Form der Faschings⸗
wurst und Bratwurst das kulturgeschichtlich erwiesene Überbleibsel
der alten Frühlingsopfer unserer Ahnen, denn noch gegenwärtig
singt man in St. Gallen:
Ez chund die lustig Fasnachzit,
Woô's Brotwürst räqnet und Chuechli schntt,
und sie war einstmals in der Kede Lassalles am 17. Mai 1863 ein
politischer „Schlager“, als der RKedner unter größtem Beifall der
Frankfurter Volksversammlung den deutschen Arbeitern zurief: „So—
lange ihr nur ein Stück schlechter Wurst habt und ein Glas Bier, merkt
ihr gar nicht und wißt gar nicht, daß euch etwas fehlt. Das
kommt aber von eurer verdammten Bedürfnislosigkeit.“ Dem Ar—
beiterstand in Deutschland geht es gegenwärtig besser als zu der
Zeit, wo diese Rede gehalten wurde, aber die Wurst ist — ich bin für
Beweise des Gegenteiles gegen die freizügige Reichsfleischkarte zu⸗
gänglich! — im allgemeinen nicht besser geworden.
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Hasterliß, Von Speise und Trauf