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aber muß denn dem Suppenkasper täglich geopfert werden? hat
die Abwechslung in der Art der Mahlzeit nicht auch einen günstigen
Einfluß auf den Enozweck der Nahrung? Für einen öfteren Fisch—
genuß spricht die gute Verdaulichkeit des Fischfleisches und sein dem
Fleisch der Warmblüter gleicher nährwert, und solange Fische wohl—
feil sind, kann auch der etwas größere Abfall an Gräten usw. nicht
gegen den Fischgenuß sprechen; dieser Cinwand fällt überdies bei
den großen Fischen, die ausgenommen und ohne Kopf, schnittweise,
verkauft werden, ganz weg. Fischfleisch ist weiß, eine Rusnahme
macht nur das Fleisch des Lachses, das durch Blutfarbstoff rosarot
gefärbt ist. Dieses Fleisch, sowie Aalfleisch sind fett; ein fettreiches
Fleisch besitzt auch der Matjeshering, d. i. der erstgefangene, leicht
gesalzene Hering, der noch nicht gelaicht hat. Aus ihm wird später
der Fetthering; Schellfisch und Kabeljau sind magere Fische; im all—⸗
gemeinen ist Fischfleisch reich an Wasser und Fett, der durchschnittliche
Eiweißgehalt beträgt bei fettarmen Fischen 2000, Schwankungen nach
oben und unten sind durch den Fettgehalt bedingt.
Das Sleisch von Krustentieren und Muscheln spielt bei uns
als Volksnahrungsmittel keine Kolle; hummer, Krebs und Krabben
sind mehr oder weniger Feinkostgerichte, ebenso die Auster. Neuerdings
hat man der Pfahl⸗ oder Miesmuschel, die in Hholland, Belgien und
Frankreich auch auf dem bürgerlichen Tisch erscheint, mehr Aufmerk—
samkeit zugewandt und nicht unerhebliche Anstrengungen gemacht,
das wohlschmeckende Fleisch dieses Wattenmeerbewohners auch dem
Binnenland zuzuführen. Der Erfolg dieser anerkennenswerten Be—
strebungen bleibt abzuwarten. Wir Deutschen sind leider — vom
kulinarischen Gesichtspunkte betrachtet — recht schwerfällige, neue—
rungsfeindliche Kostgänger.
Jedes Fleisch ist vermöge seiner eigenartigen Zusammensetzung
und seines verhältnismäßig hohen Feuchtigkeitsgehaltes ein vorzüg—
licher Nährboden für allerhand Kleinlebewesen. In der Neigung,
Zersetzungen einzugehen und zu verderben, wird Fleisch nur noch
von der Milch übertroffen. Die Natur war es wohl selbst, die dem
unter heißen himmelstrichen lebenden Menschen einen Fingerzeig
zur Hhaltbarmachung des Fleisches durch Austrocknung gegeben, und
in ihrer ursprünglichen Weise wird diese Haltbarmachung noch von
einigen Völkern ausgeübt. Die herstellung dieser Fleischkonser ve
ist allerdings an gewisse klimatische Vorbedingungen geknüpft: starke