Full text: Sammelband

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sich, wenn sie auf dem Rüchentisch liegen, trotz aller empfohlenen 
mittel (Betropfen mit Zitronensaft, Einlegen in süße Magermilch, 
Abwaschen mit heißem Salzwasser) nicht vollständig entfernen läßt. 
Hegen diese Eigentümlichkeit des Seefischfleisches, die erst durch den 
—WVD Fisch 
fehlt, gibt es nur ein Mittel: das knochenharte Gefrierenlassen des 
Fanggutes, das beispielsweise beim nordamerikanischen und sibiri⸗ 
schen Lachs, der erst in Hamburg zum geräucherten Lachs umge— 
wandelt wird, mit Erfolg zur Anwendung kommt. — Unterhält man 
sich mit einer neuzeitlich veranlagten hausfrau über die Seefisch— 
frage, dann wird gegen die stärkere Verwendung von Seefischen im 
küchenzettel noch ein schwerwiegender Einwand gemacht: „Fische 
geben nicht aus“; mit dieser Redewendung soll das kurze Vorhalten 
des Sättigungsgefühles nach einer Fischmahlzeit ausgesprochen wer⸗ 
den. Dieser Einwand ist an sich berechtigt, und doch liegt ihm eine 
Ungenauigkeit zugrunde, die Nährwert und ssättigungsgefühl für 
gleichbedeutend hält. Fischfleisch ist an sich wasserreicher als Rinod⸗ 
fleisch, infolge der kurzen Kochdauer verliert Fisch höchstens 1000 
Wasser, während Kindfleisch bis 4000 Wasser beim Kochen verliert; 
um nun die gleichen Nährstoffmengen durch ein Sischgericht zuzu⸗ 
führen, müßte das Volumen Sischfleisch dementsprechend größer sein 
und das gewohnte Sättigungsgefühl durch Beilagen (Kartoffeln, 
dauerkraut) befriedigt werden. Für Seefische haben wir im Jahre 
1913 die Summe von 150 Millionen Mark verausgabt, das ist etwa 
100 der für Kindfleisch, Kalb-, Hammel- und Schweinefleisch ver— 
vendeten Summe, 1085 Millionen Mark zahlten wir für Seefische an 
das Ausland. Der meist gefragte Seefisch ist zweifellos der Hering, 
den der humor der Walzbrüder als Schneiderkarpfen bezeichnet; 
sein verbrauch betrug der Menge nach 213 000 000 kg, dem Werte nach 
5914 Millionen Mark, davon entfallen 67,7 Millionen Mark auf 
die Einfuhr und 1,5 Millionen Mark auf den eigenen Fang. An 
zweiter Stelle stehen Schellfisch und Kabeljau im Werte von 34 Mil⸗ 
lionen Mark, wovon 21,4 Millionen Mark auf Einfuhr und 13.,4 Mil—- 
lionen Mark auf eigenen Fang entfallen. 
In den Kriegsjahren hat die deutsche Hausfrau gelernt, 
daß es noch andere Verwendungsarten des Fisches gibt, als 
das bloße Absieden. Freilich gibt Sischfleisch keine so guten 
Zuppen wie Kindfleisch, da es nicht so reich an Extraktipstoffen ist,
	        
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