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von der falschen Voraussetzung aus, daß dunkles Fleisch eine stärkere
harnsäurebildung im Körper verursache, als helles, und damit die
Gicht begünstige. Nun hat sich aber gezeigt, daß das Geflügelfleisch
— dunkles wie helles — vor allem reich an harnsäurebilonern ist,
und daß die große Verbreitung der Gicht in Frankreich und
England auf die Bevorzugung des Geflügelfleisches zurückgeführt
wird. Unter dem hausgeflügel nimmt die Gans eine Son—
derstellung ein, sie ist Fleisch⸗ und Fettier. Der Verbrauch an Gänse—
fleisch beträgt etwa 0,9 kg auf den Ropf im Jahr, und von ihr gilt
ähnliches wie vom Schwein: man kann alles von ihr verwerten,
bis aufs Geschnatter. Die Cinfuhr von Gänsen ist bis zu Kriegs—
beginn sehr hoch gewesen und erreichte 1913 8,6 Millionen Stück
im Wert von 36,3 Millionen Mark. Außerdem wurden 10663 hüh—
ner, 2114 Enten und 88589 t geschlachtetes Federvieh eingeführt.
In Deutschland sind nach dem Urteil Sachverständiger alle Vorbe—
dingungen zu einer noch viel stärkeren Ausdehnung der Gänsezucht
gegeben, als sie bisher betrieben wird, zumal die Sutteransprüche
der Gans verhältnismäßig bescheiden sind; gemästet werden die Gänse
mit Mais und Hafer. Das Sleisch der Gans ist am Ende des ersten
CLebensjahres am geschätztesten, daher der Warnungsruf: „Ein Narr,
der im Novembermond das Lebenslicht der Gans verschont!“ Außer
dem Fleisch liefert die Mastgans bekanntlich die fettreichen Lebern;
an die geräucherten Gänsebrüste, Gänsekeulen usw. mag nur flüchtig
erinnert werden.
Das haushuhn ist Sleischtier und der wichtigste Eiererzeuger.
Das junge, 486 Wochen alte gemästete huhn wird als hamburger
Kücke oder Hamburger huhn bezeichnet. Doppelkücken sind im Alter
von 6— 10 Wochen stehende Tiere; unter Poulet versteht man junge,
gemästete, nicht über drei Monate alte Hühner männlichen und weib—
lichen Geschlechtes im Gewichte von 1Kg, Poularden sind gemästete
hennen mit noch nicht entwickeltem Eierstock, Kapaunen männliche
hühner, die gemästet wurden; alle hühner, die bereits gelegt haben,
nennt man Suppenhühner. Enten sind im Alter von 356 Mo—
naten am wohlschmeckendͤsten, mit Fischen gefütterte Enten liefern
ein traniges, mit Teichmuscheln gefütterte ein ungenießbares Sleisch.
„Zehnwochen⸗Enten“, auch „grüne Enten“ genannt, sind Aufzucht⸗
enten amerikanischen Ursprungs, die, im Gegensatze zu unserer Land⸗
ente, die halbe Zeit bis zur Schlachtreife brauchen; da sie in zehn