37 —
zähigkeit leicht beseitigen kann. Der volle Genuß eines gebra—
tenen Sleischstückes ist jedoch nur dann erreichbar, wenn das Sleisch
durch eine genügend lange Ablagerung seine ganze Rüchenreife er—
langt hat. Unter Braten versteht man die kurze Cinwirkung hoher
Cemperaturen; sie kann in der Weise erfolgen, daß man das Sleisch
in der Pfanne mit heißem Fett oder am Spieß oder Gitterrost erhitzt.
Die hohen Temperaturen, die zum Braten notwendig sind, bringen
die in den äußersten Schichten vorhandenen Ciweißstoffe zum raschen
Gerinnen, wodurch der Fleischsaft der inneren Schichten am Austritt
verhindert wird. Ist die Temperatur im Fleischinnern auf 6300
gestiegen, dann ist das Fleisch „halbgar“, bei 700 wird der Zustand
erreicht, den man als „durchgebraten“ bezeichnet. Fleisch, das seine
volle Küchenreife erlangt hat, ist gebraten außen grau, im Innern
rosarot gefärbt und weichsaftig, nicht genügend abgelegenes gebra—
tenes Fleisch ist außen grau, aber im Innern blutig und zäh. Das
erstgenannte Fleisch läßt sich mit einem Messer mit stumpfer Klinge
zerteilen und „zergeht“ auf der Zunge, das andere setzt einem scharf—
geschliffenen Messer einen nennenswerten Widerstand entgegen und
ist shwer zu kauen. Durch die Zubereitung erleidet das Fleisch ge—⸗
wisse Verluste, zunächst an Wasser, und je wasserreicher ein Fleisch—
stück ist, desto größer können diese Verluste sein. Die hausfrau be—
zeichnet diese Erscheinung als „Schwinden“ oder „Schrumpfen“. Bei
der Hherstellung von Suppenfleisch (Kochfleisch) ist dieser Verlust
größer als beim Dämpfen, Dünsten oder Braten; man erhält aus
einem Rilo rohen Kindfleisch etwa 570 -680 g Suppenfleisch, das
gleiche Stück würde gedämpft etwa 800 g genußfertiges Fleisch er⸗
geben; beim Braten des Fleisches hängt die Gewichtsabnahme mit
dem Grade des Bratens zusammen; ein Kilo rohes, mageres Fleisch
liefert etwa 620850 8 mäßig gebratenes oder 520 g scharf gebra—
tenes, genußfertiges Fleisch. Neben dem Verlust von Wasser gehen
bei der Zubereitung des Fleisches auch Anteile des im Fleisch vor—
handenen Fettes, der Salze und des Ciweiß in die Kochflüssigkeit
Suppe) oder beim Dämpf- oder Dünstfleisch in die Soßen über.
Die beim Pökeln und Räuchern des Sleisches auftretenden Verluste
an Nährstoffen sind recht beträchtlich, hierüber soll noch später kurz
gesprochen werden. Der Zweck der genannten Zubereitungsarten ist,
das Sleisch schmackhafter und verdaulicher zu machen und vor allem
die Gefahren zu beseitigen, die der Genuß rohen Fleisches mit sich