scheinung, die man als Totenstarre (muskelstarre) bezeichnet. Frisch
geschlachtetes Fleisch ist zäh und trocken und gibt selbst unter sehr
hohem Druck einer Presse keinen Fleischsaft ab; dieser feste Zustand
löst sich nach einiger Zeit, 21 —36 Stunden, das Fleisch wird weich.
Cäßt man das Fleisch noch länger liegen, so beginnen in dem immer
weicher, „küchenreifer“ werdenden Fleische schließlich Fäulnisvor—
gänge. Für die „Chemie in der RKüche“ ist die Erscheinung der Mus—
kelstarre von wesentlicher Bedeutung; eine erfahrene Köchin muß den
jeder Fleischgattung eigentümlichen richtigen Grad des Zustandes der
Starre erkennen, da von diesem die küchenmäßige Behandlung und
jeweilig bestmögliche Verwertung des betreffenden Fleischstückes (aus—
genommen bei Fischen und Schaltieren) abhängt. Solange ein grö—
zeres Fleischstück sich im Zustande der Muskelstarre befindet, ist es,
wie jede Köchin weiß, nicht weich zu kochen, dagegen gelingt seine
Verwendung in der Küche durch Zerkleinerung und nachfolgendes
Dünsten (Gulaschform); ebenso gelingt es, die Muskelstarre rascher
zum Abklingen zu bringen, wenn man die Wirkung der Sleischmilch—
säure durch andere Säuren (Einlegen in Essig, in verdünnte saure
Milch) unterstützt oder das Fleisch klopft und schlägt. Für die Küchen⸗
reife des Fleisches am vorteilhaftesten ist es, das Fleisch im Kühlraume
oder Ciskeller (jedoch nicht unmittelbar auf dem Eisstück liegend)
längere Zeit hängen zu lassen. Um Wildbret zart und weich zu er⸗
halten, läßt man es über den Zeitpunkt der Lösung der Muskelstarre
bis zum Beginn eines Fäulnisprozesses hängen, der dann den von
manchen Liebhabern gewünschten Hochgeschmack (naut-goũut) auslöst.
In seiner chemischen Zusammensetzung zeigt das Sleisch der
Schlachttiere je nach dem Ernährungszustande des Tieres, dem Alter
und Geschlecht, den verschiedenen Körperteilen, merkliche Unter⸗
schiede. Zum weitaus größten Teile besteht Fleisch aus Wasser, Stick⸗
stoffsubstanzen und Fett; dazu kommen Salze und, verhältnismäßig
geringe, aber den Geschmackwert bedingende Mengen von Extrak—
tivstoffen, d. h. Körpern, die beim Kochen in Wasser übergehen,
aber weder Ciweiß noch Fett sind. Um die Schwankungen in der
chemischen Zusammensetzung verschiedener Körperteile anzudeuten,
sei hier eine kleine übersicht (nach König) gegeben:
Wasser 0/0 Stickstoffsubst.“ /õ Fett 0 Salze o/
Halsstück 75,5 19,5 5,8 1,2
Cendenstück 63,4 18,8 16,7 1,1
5chulterstüchk 50.5 — 34.,0 1.0