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winnt man aus dem Samen der Baumwollstaude, einer zu den Mal—
vengewächsen gehörenden Pflanze, Gossypium L., von der es eine
große Zahl von Arten gibt. Der Samen ist von der Wolle umgeben,
er hat eine eiförmige Gestalt. Zur Entfernung der Wolle bedient
man sich eigener, sinnreich konstruierter Vorrichtungen, der sogen.
Egreniermaschinen. Das Kohöl ist rubinrot bis schwarz gefärbt und
wird auf chemischem Wege gereinigt, das gereinigte Ol ist gelb, sein
Geschmack nußartig. Bei niederer Temperatur scheidet das Ol reich—
liche Mengen von Stearin ab, das abgepreßt wird und in die Kunst⸗
speisefettfabriken wandert. Die jährliche Menge an Baumwollsaat,
die für die OGlindustrie verwendet werden kann, beträgt nach Schätzung
5 000 000 t. Die Erzeugung von Kottonöl aus eingeführten Baum—
wollsamen ist in Deutschland erst in den letzten Jahren zur Entwick⸗
lung gelangt, die erzeugte Olmenge betrug 1913 30300 t.
Aus dem europäischen Kußland, der asiatischen Türkei und
Britisch-Indien beziehen wir eine Olfrucht, die früher bei uns eine
gewisse Rolle spielte, deren heimische Ernte jedoch sehr zurückge—
gangen ist; es ist der Nohn (Papaver somniferum), dessen nieren—
förmige, verschieden gefärbte Samenarten eine Olausbeute von 50
bis 6000 liefern; das feinste Mohnöl liefern die weißen Samen.
Auch beim Mohn ist nur die erste Pressung für Speisezwecke ver—
wertbar, die zweite Pressung, die meist warm vorgenommen wird,
liefert ein Ol von kratzendem Geschmack und dunkler Farbe.
Unsere Kohstoffversorgung mit Olsaaten und ⸗früchten ist, wie
das kurz entworfene Bild zeigt, über die ganze Erde verzweigt;
dies ist jedoch erst neuerdings, seit 30 —40 Jahren, der FSall, erst
seit wir aus einem bescheiden und genügsam lebenden Volke zu
einem wohlhabenden herangewachsen sind. Früher haben wir nur
die Erzeugnisse unseres heimischen Bodens benützt. Von Olsaaten lie—
ferte dieser u. a. das Rüböl und das Leinöl, die gegenwärtig so gut
wie gar nicht mehr als Genußöle, sondern mehr als Brenn- und
Schmieröle im Gebrauch sind. Das Rapsöl, Rüböl, Rübsenöl
wird aus den Samen verschiedener Pflanzen, die in die Familie der
Kreuzblütler gehören, gewonnen; ihr Anbau ist jedoch in Deutsch-
land ganz erheblich zurückgegangen. Wir sind daher auf
die Einfuhr aus den haupterzeugungsländern, namentlich aus
Britisch-Indien, Kußland und Rumänien, angewiesen. Das aus den
damen kalt gepreßte Ol hat eine dunkle Farbe und ist erst nach einer