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(Steam Lard). Die amerikanischen Schweineschlachthäuser stellen eine
Reihe von verschiedenen Schweinefettsorten her, die selbst in den
besten Qualitäten im Geschmacke und Aussehen hinter unserem deut—
schen Hausschweinefett merklich zurückbleiben. Diese Vorzüge hängen
von der Sorgfalt der Herstellung, aber auch von der Art des Fettes
selbst ab, die wiederum von dem Futter der Liere beeinflußt wird.
Das einheimische Schweinefett ist weiß, feinkörnig, durchscheinend,
von salbenartiger Beschaffenheit und leichtem Bratengeruch; es er—
starrt nach dem Schmelzen mit eigentümlich wulstiger Oberfläche, die
namentlich an den Kändern des Fettkuchens besonders deutlich auf—
tritt und bei dem amerikanischen Schweinefett fehlt. Das Rücken—
und Bauchfett des Schweines wird eingesalzen und hernach geräu—
chert, es bildet als Speck ein sehr begehrtes und wertvolles Nah—
rungsmittel, das wir noch im Abschnitt Sleisch erwähnen müssen.
Der Verbrauch von Schweinefett in Deutschland ist sehr groß und
wird durch die eigene Erzeugung nicht gedeckt. Nimmt man die Zahl
der Schweine, die wir vor dem Kriege besaßen, mit etwa 25 Millionen
an, so stellt dies eine Fettmenge von 50 000 t dar. HRußer den eigenen
Mengen verbrauchten wir im Jahre 1913 aber noch 107387 1
Schweinefett, die wir vom Auslande, zumeist aus den Vereinigten
Staaten, bezogen und die einen Wert von 112 756 000 Mk. aus-
machten; auch diese Mengen fehlten uns im Kriege. Neben dem
reinen Schweinefett bietet der handel noch einen Ersatz, der aus
Rindstalg, hammeltalg, Baumwollsamenöl u. a. hergestellt wird;
die gesetzlich vorgeschriebene Bezeichnung für dieses Ersatzfett lautet:
KUunstfpeisefett. Ein Fett, das vor dem Kriege zu Speisefett wenig
benützt wurde, hat durch die Fettknappheit eine erhöhte Be—
deutung erlangt; es ist das in den Knochen vorhandene, das aus
den gemahlenen Knochen durch mehrstündiges Auskochen gewonnen
wird. Da bei richtiger Verwertung eine Fettausbeute von 6—700
erzielt werden kann, ließen sich nach sachverständiger Berechnung
auf diesem Wege monatlich 1800 t Sett gewinnen, die sich durch Ver—
arbeitung auf Margarine auf 2250 t strecken ließen. Von allen
Kriegs maßnahmen zur Fettgewinnung war diese die aus—
sichtsreichste.
Die bisher besprochenen Fette haben alle eine gemeinsame
Eigenschaft: fie sind leicht streichbare Fette. Diese Eigenschaft fehlt
dem Fette, das wir vom Kind gewinnen, dem Rindstalg, und