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Die chemische Zusammensetzung der Butter unterliegt je nach
der Bereitungsweise geringen Schwankungen, die sich jedoch meistens
nur auf den Fett- und Wassergehalt beziehen; im Durchschnitt ent—⸗
hält ungesalzene Butter 84,39000 Fett, 13,5900 Wasser, 0,7400 Ka⸗
sein, 0O,80/0 Milchzucker, O, 120/0 Milchsäure und 0,66 00 Mineralstoffe.
Belichtete Butter wird leicht talgig im Aussehen und Geschmack, das
Kanzigwerden von Butter ist durch Cinwirkung von RKleinlebewesen
auf die Fettsubstanz bei Licht- und Luftzutritt zurückzuführen; über
die Natur dieses Vorganges sind die Akten der Wissenschaft noch
nicht geschlossen.
Als einmal in paris ein Kilo Butter 10 Franken kostete, gab
dies dem Kaiser Napoleon III. Veranlassung, Moͤge⸗Mourios, den
Schüler des französischen Chemikers Chevreuil, der in die Chemie
der Fette das erste Licht brachte, mit der Aufgabe zu betrauen,
versuche zur Erzeugung eines billigen und guten Ersatzmittels für
Butter anzustellen. Diese Versuche, denen wir die Erfindung der
margarine verdanken, lieferten ein geradezu glänzendes Ergebnis.
Die Margarine wird aus tierischen oder pflanzlichen Fetten in der
Weise erzeugt, daß man das geschmolzene Fett bei 4500 stehen läßt,
wobei sich das Stearin abhärtet und durch Abpressen entfernt wird.
Der abgepreßte Teil wandert in die Kerzenfabriken, der flüssige
Anteil des Fettes, das „Oleomargarin“, wird in einer Vorrichtung,
ähnlich dem Butterfaß — einer Kirne — mit Milch „emulgiert“,
—A verteilt,*) wodurch
das Fett Tröpfchenform und die Mischung gleichzeitig Milchgeschmack
und Milchgeruch annimmt. Nach Behandlung in der Kirne wird die
mischung abgekühlt, in große Flachgefäße geleitet, in denen durch
Ciswasser eine weitere Abkühlung und damit ein sofortiges Erstarren
der Mischung zu einer krümeligen Masse herbeigeführt wird. Diese
Masse muß nun ganz wie Butter geknetet und in besonderer Art weiter⸗
behandelt werden, damit sie nicht nur äußerlich, sondern auch küchen⸗
gemäß sich wie Butter verhalte, demnach beim Erhitzen sich bräune
und schäume. In der Butter wird dieses Bräunen und Schäumen durch
iweißstoffe hervorgerufen, in der Margarine durch Zusätze von Ci⸗
weiß, Zucker usw.; durch Beigaben kräftig riechender Sauermilch
sucht man auch den Buttergeruch hervorzurufen, was bei feineren
*) In Deutschland ist ein Zusatz von 100/0 Sesamöl. das chemisch leicht
nachweisbar ist, gesetzlich vorgeschrieben.