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lerschiede kann man wohl ganz oder fast ganz durch verschiedene
kingriffe in die Zusammensetzung der Ruhmilch ausgleichen, und sämt⸗
liche Uindermilcharten beruhen auf diesen Eingriffen. Dagegen ge—
lingt es nicht vollständig, die Kuhmilch derart umzubilden, daß ihr
Nasein so feinflockhig im Magen des Säuglings geränne, wie es bei
dem Kaseĩn der Frauenmilch der Fall ist; überdies besitzt — dies
ist ein hauptgrund für die Unersetzlichkeit der Frauenmilch — diese
gewisse biologische Eigenschaften, z. B. die Fähigkeit, Schutzstoffe
gegen Krankheiten von der Mutter auf den Säugling zu übertragen
und ihn durch dieses „Erbe bei Lebzeiten“ sowohl gegen Krank—
heiten wie gegen andere schädigende Einflüsse widerstandsfähiger
zu machen. Reine, unverfälschte Tiermilch ist nur dann ein durch
die Not bedingter Ersatz, wenn eine Ernährung durch die Mutter
aus gewichtigen Gründen unmöglich ist.
Für den erwachsenen Menschen ist die Milch nicht unbedingt
notwendig, wenn auch namentlich als Kost in kranken Tagen höchst
empfehlenswert. Die gesamte asiatische Kulturwelt außerhalb Ost—-
indiens hat keine Milchwirtschaft, daher trinkt weder der Japaner
noch der Chinese Milch; die Kaffern und andere Völkerschaften in
Südafrika trinken gleichfalls, obwohl sie eine blühende Viehzucht
betreiben, keine Milch, der Milchgenuß ist dort nur auf Kinder be—
schränkt, dem Erwachsenen verbietet ihn die Sitte; dagegen ist in
borderindien der Milchgenuß allgemein, der Brahmane ist ein
starker Milchtrinker und Milchesser. Für uns ist die Milch ein ver—
dältnismäßig billiger Ciweißträger, d. h. man kann im täglich not⸗
wendigen Eiweißbedarf das teure Sleischeiweiß durch Milcheiweiß
teilweise ersetzen. Seinen ganzen Ciweißbedarf in Milcheiweiß decken
zu wollen, ist für den Erwachsenen, der die Milch überdies auch viel
schlechter ausnützt als ein Säugling, eine Unmöglichkeit. Setzt man
diesen täglichen Ciweißbedarf auf 100 g, dann müßte ein Erwach⸗
sener 3 Liter Milch, setzt man ihn auch nur auf 80 g, noch immer
über 2 Liter Milch trinken.
Die Schwierigkeit, die an sich leicht zersetzliche Milch längere Zeit
aufzubewahren, das Bedürfnis, sich von den jeweiligen schwankenden
Milchmengen und zZufuhren unabhängig zu erhalten, die Notwendig-
keit des Besitzes von Milch an Orten, wo diese gar nicht oder in un⸗
genügender Menge erzeugt wird (Tropen), die große Entwicklung
unseres Schiffsverkehrs usw. haben Veranlassung gegeben, nach einer