Full text: Sammelband

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kommt es im Innern der kochenden Milch zu Siedeverzügen und zum 
Uberlaufen. Das Kochen der Milch erhöht, infolge Abtötung fast aller 
Keime, jedenfalls aller Krankheitskeime, die Haltbarkeit der Milch 
um etwa 24 Stunden. Es sollte bei jeder Milch, deren einwandͤfreie 
herkunft man nicht kennt, vorgenommen werden, wenn sie als Trink⸗ 
milch dienen soll. Der Leser stößt hier auf die zunächst unklaren 
Worte: einwanoͤfreie herkunft, und wird mit Kecht fragen, ob die 
Kuh zur Ausübung ihres Berufes eines polizeilichen Gewerbescheines 
bedarf. Dieser ist nun bisher noch nicht gefordert worden, wohl aber 
wäre die Vorlage eines Gesundheitszeugnisses für jede Melkkuh 
keineswegs eine üble Einrichtung. Wie jedes Lebewesen, ist auch 
die Kuh gewissen Krankheiten unterworfen, die durch den Genuß 
von Milch auch auf den Menschen übertragbar sind und gegen die man 
sich durch das Abkochen der Milch schützt. Diese Tatsache soll aber 
keinesfalls zu einer übertriebenen ängstlichkeit Veranlassung geben, 
sondern nur zur Vorsicht mahnen. Hat man die Gewißheit, daß die Milch 
von gesunden Tieren stammt und auch weiterhin sauber behandelt 
wurde, dann mag man sie getrost selbst in rohem Zustande trinken. 
Beim Milchtrinken sollte man aber gewisse, auf dem Verhalten des 
Milchkaseins begründete Kegeln befolgen, wenn die Milch auch be— 
kömmlich sein soll. Zu diesen Kegeln gehört: Das schluckweise Trin⸗ 
ken, womöglich mit etwas Brot, weil das Kaseĩn bei Amnwesenheit 
von Säuren, also auch vom sauren Magensaft, zu derben Klumpen 
gerinnt, wodurch die weitere Verdauung gehemmt wird. Dieses 
eigenartige Verhalten des Kaseĩns zum Magensaft ist einer der 
Gründe, die sich dem Bestreben, Frauenmilch in der Säuglingsernäh—⸗ 
rung durch Kuhmilch vollständig zu ersetzen, entgegenstellen. Der 
Unterschied zwischen Frauenmilch (siehe Analyse III) und Ruhmilch 
III. 
Frauenmilch enthält in Prozenten: 
Wasser.....89,66 Fett....... 3,1 
Kasern..1,4 Milchzucker.... 5,0 
Albumin..... 0.6 Mineralstoffe... 0.3 
besteht in einem höheren Gehalt an Milchzucker, weshalb sie auch 
süßer schmeckt, in einem geringeren Gehalt an Eiweiß (Kaseĩn 4 
Albumin), in einem sehr geringen Gehalt an mineralstoffen, der 
noch nicht halb so groß ist, wie der der Kuhmilch, insbesondere we—⸗ 
niger Kalk, dagegen mehr phosphorsaure Salze aufweist. Diese Un⸗
	        
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