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an den Arzt heran. Unerschöpflich ist die Fülle der Verletzungs—
folgen. Ungeheuer die Zahl der geheilten Verletzten, die eine hilfe
heischen, um wieder zur Arbeit zu kommen. Da ist die große Zahl
der Gelähmten, denen eine Zerstörung des Nerven Ursache ihres Lei—
dens wurde. Ein st eifer Arm, der den traurigen Abschluß einer tief—
greifenden Zerstörung von Muskeln und Knochen bildet, schafft tau—
sendmal bessere Arbeitsmöglichkeiten als ein gelähmter. Er kann
noch Widerstand leisten, kann stützen und stemmen. Er ist ein im ganzen
beweglicher, steifer Stock. Cin la hmes Glied ist schlaff wie ein nasses
Tuch, ohne Möglichkeit durch eigenen Willen bewegt zu werden, un—
fähig, einen Widerstand zu leisten, sich gegenzustemmen oder gegen—
zudrücken, daher nicht imstande, weder als Arbeits- noch als Greif—
hand zu dienen. Je nach dem Sitz der Nervenverletzung ist Arm, Vor—
abb. 37 u. 38. Lähmung des Speichennervs. Durch Anlegen einer ganz einfachen Schiene
werden Hand und Singer gehoben, so daß Arbeiten möglich ist.
derarm, hand oder Finger gelähmt. Kommt zu allem Unglück hinzu,
daß die gelähmten Teile, wie es so oft der Fall, gefühl- und empfin—
dungslos sind, so verletzen sich diese Menschen, die durch Schmerzen
nicht gewarnt werden, die Finger; besonders häufig sind Verbrennun—
gen durch Streichhölzer, Zigarren oder am heißen Ofen. Die gelähmte
hand kann höchstens beim Schreiben mit ihrem eigenen Gewicht als
Briefbeschwerer dienen, als lebendig-totes Anhängsel, das nur mit
hilfe der anderen Hhand gehoben und verschoben werden kann. Ein
gelähmter Arm ist nur noch ein armseliges Schaustück, ein Aus—
füllsel des ärmels, zu jeder noch so einfachen Tätigkeit unbrauchbar;
sein Träger ist in Wirklichkeit ein CEinarmiger. Ein Amputierter
ist noch besser dran, da er nicht ein solches unbewegliches, willenloses,
hinderliches Glied mitzuschleppen braucht. Dem Gelähmten ist wenig
zu helfen. Er muß durch Besuch einer Einarmschule alle in dem
gesunden Arm schlummernden Fähigkeiten bis zur höchsten Steige—
rung wecken und entwickeln. Fehlt dem Arm nur die Fähigkeit
zur Beugung, so kann man durch eine geeignete federnde Schiene