79 —
7
des Stumpfes und den dem erhaltenen Rest gebliebenen Kräften
sich richten muß, so erbennt man, ein wie gewaltiges technisch-wirt—
schaftliches Problem hier aufgerollt ist, dessen Ausführung in jedem
einzelnen Falle unter Führung und Anleitung des Arztes zu ge—
schehen hat. Ein Ersatzstück, das nur die Arbeitsverwendbarkeit be—
rücksichtigt, darf sich völlig freimachen von der Nachahmung der
äußeren Form. Man baut es aus starkem Eisenrohr, mit festen
Gelenken und gibt ihm einfachste Ansätze, Kinge, Klauen, Kloben
und haken. Von dem Verletzten pflegt ein solches Ersatzstück zu—
erst mit Abneigung und Mißtrauen betrachtet zu werden. Mit Ab—
neigung; denn dieses kalte Eisengestell gleicht so gar nicht der er—
28
Abb. 28. a Jagenberg⸗Arm. b Jagenberg⸗Arm mit Leder⸗Manschette und Sonntags-Hand.
träumten kunstvollen Gummihano, die nur angeschnallt zu werden
braucht, um sofort zu allerlei Kunstfertigkeiten geschickt zu sein. Mit
Mißtrauen, weil der Verletzte sich nicht vorstellen kann, daß er mit
diesem Ding seinen Beruf soll ausführen können. Sicherlich ist es
nicht leicht, den Gebrauch dieses Armersatzes zu erlernen. Dazu muß
man üben, üben und immer wieder üben. Es würde unerträglich
werden, diese Ubungen durchzuhalten, wenn nicht Leidensgenossen,
die denselben schweren Weg haben zurücklegen müssen, als Wegweiser
und Lehrmeister dienten, um zu zeigen, wie man die künstlichen
Glieder gebraucht, um wieder einen bestimmten Beruf, eine bestimmte
Tätigkeit übernehmen zu können. Sie, die stolz darauf sind, die
Schwierigkeiten und Beschwerden überwunden zu haben, die wieder
im Vollgefühl ihrer Lebensfreude sind, weil in ihnen das Bewußt—
sein ihres Wertes wieder aufgetaucht, sie wirken durch ihr Beispiel
anspornend, an ihnen richtet sich der neue Schüler auf, weil er die
Möglichkeit erkennt, das Ziel, das ihm vorher unerreichbar schien,