Full text: Sammelband

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Franz Mesmer (geb. 1733 zu Iznang am Bodensee, gest. 1815 zu 
Meersburg) mit der ganzen Frage. Er bezeichnete die neuen Er— 
scheinungen als tierischen Magnetismus und glaubte, der Träger 
der geheimnisvollen Kraft sei ein „Fluidum“, das vom hypnotiseur 
auf den Hypnotisierten übertragen werde. Von der vollen Aus— 
nutzung dieser Kraft erhoffte Mesmer die höchste Vollendung der 
heilkunde. ARuch er verwandte zu Heilzwecken wieder Magnete, 
und zweifellos hatte er große Erfolge aufzuweisen. Durch markt— 
schreierische Reklame und durch rüchsichtslose geschäftliche Aus— 
nutzung brachte er seine Entdeckung aber bald in Verruf. Trotz 
allem haben seine in großen Massen in Wien und Pparis ausge⸗ 
führten Experimente zu eingehendem Studium der Erscheinungen 
angeregt. Einer seiner Schüler, der Marquis de Puységur, be— 
schrieb 1784 einen durch bestimmtes Streichen herbeigeführten 
schlafähnlichen Zustand, den er Somnambulismus naunte. Der Por⸗ 
tugiese Faria wies 1819 nach, daß man diesen somnambulen Zu— 
stand durch Befehl herbeiführen könne, und daß lediglich die Cin— 
bildungskraft der Versuchsperson und nicht ein mystisches Fluidum 
diesen Zustand hervorrufe. 
Mit den Anschauungen Mesmers räumten aber erst die Ver— 
öffentlichungen des englischen Arztes James Braid, der Chirurg in 
Manchester war, endgültig auf. Er entdeckte in den bisher als 
magnetisch bezeichneten Zuständen die Derwandtschaft mit dem 
Schlafe und faßte sie dann unter der Bezeichnung des Hypnotismus 
zusammen. In seinem 1846 erschienenen Buche: „Die Macht des 
Geistes über den Körper“ entwickelt er seine Anschauung, die darin 
gipfelt, daß die Hypnose durch eine Ermüdung der Sinne und durch 
eine einseitige Konzentrierung der Aufmerksamkeit bedingt würde. 
Damit war dem Mesmerismus mit seiner Annahme eines musti⸗ 
schen Fluidums der Todesstoß versetzt und für die Erforschung der 
hypnotischen Erscheinungen eine sichere wissenschaftliche Grundlage 
gewonnen. 
Aber erst die exkakten Beobachtungen von Liébault, der als 
einfacher Arzt in der Nähe von Nancy tätig war, brachten die Ent— 
scheidung und verbreiteten helles Licht auf dem bisher immer noch 
dunkeln Gebiet. Lisbault erkannte als erster mit aller Schärfe die 
Beziehungen zwischen Hypnose und Suggestion. Er ist als Begründer 
der modernen Suggestionslehre anzusehen, die uns nicht allein eine
	        
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