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Greifhand, die den zu bearbeitenden Gegenstand der rechten ent—
gegenführt. Fehlt die rechte Hand, so muß eben die linke zur EUr—
beitshand ausgebildet werden. Arbeit und Fleiß, das sind auch hier
die Flügel, die über alle Schwierighkeiten hinweg zum Erfolge tragen.
Es gibt keine noch so geschickte Tätigkeit, die nicht die Linke durch
geduldige übung erlernen könnte. Die Schwierigkeiten liegen mehr
in dem Fehlen der Greifhand. Neue Möglichkeiten zum Festhalten
müssen gefunden werden. Ist der Ellenbogen noch erhalten, dann
kann man mit der Ellenbeuge die Gegenstände fassen und so
wertvolle hilfe geben beim hämmern, Seilen, Graben. Ist auch
der Ellenbogen verloren, so muß die Achsel—⸗
höhle dazu dienen, das Werkzeug oder den
Gegenstand einzuklemmen. Zur Not müs—
sen auch Füße, Uniee, Zähne, Kinn zum
Fassen mit herangezogen werden. Sehr
rasch lernt es sich, die alltäglichen Verrich—
tungen auszuführen. Am besten unter Lei—
tung von Leidensgenossen, die durch lange
Erfahrung das praktischste, bequemste und
sicherste Verfahren sich angeeignet haben
und dem neuen Zögling die Mühe und Last
der vergeblichen Versuche ersparen. Was
man durch Geduld und Ausdauer erreichen
kann, das lehrt das Beispiel des Grafensichy,
der im Alter von 15 Jahren seinen rechten Arm hoch oben an der
„chulter verlor und die linke Hand so weit übte, daß er der berühmte
Alavierkünstler werden konnte. Er gab jetzt im Kriege ein mit
warmem hHerzen geschriebenes Büchlein heraus: „Das Buch des
Tinarmigen“, das dem einarmig Gewordenen Trost und Wegweiser
werden soll. „Kopf hoch, mein Freund, Kopf hoch! Du bist ein—
armig geworden und fühlst dich unglücklich und lebensmüde. Die
kleinsten alltäglichen Handgriffe kannst du nicht mehr leisten, mußt
die hilfe deiner Angehörigen oder fremder Leute in Anspruch neh—⸗
men. Wie demütigend, wie erniedrigend für einen Mann! Man
hilft dir ja gern, aber den Stachel der hilfsbedürftigkeit kann dir
niemand aus dem Herzen reißen. Oder doch? — Einer kann es
tun: Und das bist du selbst ..... Dein Gebrechen muß durch deine
Energie, durch deinen Mut überwunden werden, und das Ge—