Full text: Sammelband

73 — 
Ein anderes hindernis. Wie schwer ist es, den Willen durch— 
zusetzen gegenüber den täglichen Nadelstichen von Widerwärtigkeiten 
und Unbequemlichkeiten. Immer und immer wieder' verlangt der 
Arzt ermüdende übungen und langweilige Betätigung, bei der der 
tägliche Erfolg kaum zu erkennen ist. Oder auch die Duldung einer 
Behandlung, die langwierig und schwierig, peinlich und lästig, zu—⸗ 
weilen gar schmerzhaft ist. Dazu gehört Selbstüberwindung. Da 
müssen versteifte Gelenke wieder beweglich gemacht werden. Hel—⸗ 
fende Personen bewegen die Glieder langsam und vorsichtig, immer 
wieder vorsichtig mit ihren Händen, Gelenk für Gelenk, machen die 
widerspenstigen Finger und Gelenke geschmeidig und biegsam. Zahl⸗ 
reiche Vorrichtungen sind erfunden, die diese Aufgaben übernehmen 
sollen. Zugvorrichtungen, die allmählich, ganz allmählich die versteif— 
ten Glieder lochern, mediko-mechanische Maschinen, die zuerst spielend 
leichte und zarte Bewegungen ausführen lassen, dann die Bewegun— 
gen allmählich immer verstärken und vergrößern, bis sie durch im— 
mer stärberen Zwang den Gelenken ihre Beweglichkeit und Ge— 
brauchsfähigkeit wiedergegeben. Die versteiften Gelenke schleifen 
sich durch diese täglich wiederholten erzwungenen Bewegungen ab, 
die Muskeln und Sehnen werden aus der steifen Verwachsung ihres 
starren Bettes losgelöst. Daneben gehen die eigenen übungen des 
— D 
ballspielen sich beteiligen, muß mit der kranken Hand Kugeln 
sortieren oder an Legespielen sich üben oder aus Ton und Wachs 
Figuren kneten. Unterstützt werden die Übungen durch Behandlung 
mit heißer Luft und warmen Bädern, wodurch den versteiften Gelen— 
ken ein kräftiger Strom heilenden Blutes zugeführt wird. Massage, 
lektrizität und andere Kuren helfen mit, das erstrebte Ziel zu er— 
reichen. Wenn irgend möglich, sucht man den Verletzten in seiner 
früheren beruflichen Tätigkeit zu beschäftigen; denn immer steht im 
hintergrund das große Ziel, den Verletzten wieder für das Getriebe 
des Alltags- und Erwerbslebens fähig zu machen. Der frühere Beruf 
ist ausschlaggebend. Da war 3. B. ein Glasbläser, dem die ganze 
linke hand und die Finger durch Muskelnarben durchaus versteift 
waren. Die linke Hand ist dem Glasbläser, der mit der Pfeife die 
zähe Glasmasse dem hafen entnimmt, die wichtigere, und an ihr 
wieder von besonderer Wichtigkeit Daumen, Seiges und Mittelfinger. 
Sie müssen das Ende der Pfeife festfassen und in gemeinsamer Tätig—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.