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Ein anderes hindernis. Wie schwer ist es, den Willen durch—
zusetzen gegenüber den täglichen Nadelstichen von Widerwärtigkeiten
und Unbequemlichkeiten. Immer und immer wieder' verlangt der
Arzt ermüdende übungen und langweilige Betätigung, bei der der
tägliche Erfolg kaum zu erkennen ist. Oder auch die Duldung einer
Behandlung, die langwierig und schwierig, peinlich und lästig, zu—⸗
weilen gar schmerzhaft ist. Dazu gehört Selbstüberwindung. Da
müssen versteifte Gelenke wieder beweglich gemacht werden. Hel—⸗
fende Personen bewegen die Glieder langsam und vorsichtig, immer
wieder vorsichtig mit ihren Händen, Gelenk für Gelenk, machen die
widerspenstigen Finger und Gelenke geschmeidig und biegsam. Zahl⸗
reiche Vorrichtungen sind erfunden, die diese Aufgaben übernehmen
sollen. Zugvorrichtungen, die allmählich, ganz allmählich die versteif—
ten Glieder lochern, mediko-mechanische Maschinen, die zuerst spielend
leichte und zarte Bewegungen ausführen lassen, dann die Bewegun—
gen allmählich immer verstärken und vergrößern, bis sie durch im—
mer stärberen Zwang den Gelenken ihre Beweglichkeit und Ge—
brauchsfähigkeit wiedergegeben. Die versteiften Gelenke schleifen
sich durch diese täglich wiederholten erzwungenen Bewegungen ab,
die Muskeln und Sehnen werden aus der steifen Verwachsung ihres
starren Bettes losgelöst. Daneben gehen die eigenen übungen des
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ballspielen sich beteiligen, muß mit der kranken Hand Kugeln
sortieren oder an Legespielen sich üben oder aus Ton und Wachs
Figuren kneten. Unterstützt werden die Übungen durch Behandlung
mit heißer Luft und warmen Bädern, wodurch den versteiften Gelen—
ken ein kräftiger Strom heilenden Blutes zugeführt wird. Massage,
lektrizität und andere Kuren helfen mit, das erstrebte Ziel zu er—
reichen. Wenn irgend möglich, sucht man den Verletzten in seiner
früheren beruflichen Tätigkeit zu beschäftigen; denn immer steht im
hintergrund das große Ziel, den Verletzten wieder für das Getriebe
des Alltags- und Erwerbslebens fähig zu machen. Der frühere Beruf
ist ausschlaggebend. Da war 3. B. ein Glasbläser, dem die ganze
linke hand und die Finger durch Muskelnarben durchaus versteift
waren. Die linke Hand ist dem Glasbläser, der mit der Pfeife die
zähe Glasmasse dem hafen entnimmt, die wichtigere, und an ihr
wieder von besonderer Wichtigkeit Daumen, Seiges und Mittelfinger.
Sie müssen das Ende der Pfeife festfassen und in gemeinsamer Tätig—