hat seine Schuldigkeit getan, der Arzt kann an dem vorhandenen
Körperzustand nichts mehr bessern. Nicht immer ist das Erreichte
eine ideale Heilung. Das lehren uns die vielen Kriegsbeschädigten,
die, aus der ärztlichen Behandlung entlassen, wieder in ihren frühe—
ren Beruf sich hineinfühlen wollen. Dem fehlen ein oder mehrere
Finger, dem eine hand oder ein Fuß, jenem ein Bein, ein anderer
behielt trotz aller ärztlichen Maßnahmen einen steifen Arm. Wieder
ein anderer ist durch unglückliche Verletzung erblindet, ein anderer
ertaubt, ein dritter durch Gehirnschuß halbseitig gelähmt, ein vier—
ter hat seine Sprache verloren. Endgültige Heilung! Schwer ver—
stümmelt kehren diese Kämpfer in den Schoß ihrer Familie, zu
Beruf und Arbeit zurück. Arbeit? Ist es nicht eine frevle Zumutung,
diese armen Verkrüppelten wieder an die Arbeit zu bringen? Ja,
gibt's denn überhaupt eine Möglichkeit, diese körperlich verstüm—
melten, seelisch niedergedrückten Menschen wieder zu selbständig ar—
beitenden, verantwortungsvollen Gliedern des Staates zu machen?
Ts muß gehen, es muß möglich sein! Wenn der Arzt im Frie—
den bei den Unfallverletzten seine Aufgabe erledigt hatte, sobald
der Verletzte „geheilt“ war und seine Kente bezog, so ist das bei der
Masse der durch den Krieg schwer Beschädigten aus sozialen Grün—
den nicht möglich. Der Unterschied liegt in der Zahl. Kostbarstes
But, der Keichtum unseres Volks, die Arbeitskraft vieler Tausende
litt scwere Einbuße. Das ist ein Verlust, den nicht nur der Beschädigte,
sondern auch Volk und Staat nicht ertragen könnten. So über—
nahm der Arzt die schwere aber dankbare Aufgabe, die seinem Schutz
überwiesenen Kriegsbeschädigten nicht nur medizinisch, sondern auch
sozial zu heilen, dem Staate soviel Arbeitskraft zurückzugewinnen,
als eben nur menschenmöglich ist. Dieser soziale Gesichtspunkt deckt
sich mit dem Wunsche der Verletzten selbst, die es beglückender fin—
den, sich selbst, wenn auch nur einen Teil ihres Unterhalts, zu ver—
dienen, als in müßiger Schlaffheit das Gnadenbrot der nicht allzu
reichlichen Rente zu verzehren, und es willig mit sich geschehen lassen,
daß sie unter ärztlicher Leitung den alten Arbeitsplätzen wieder zu—
geführt werden. Die energisch aufgefaßte, neue, riesengroße Aufgabe
der ürzte hat Wunder geschaffen. Biesalski hat zuerst den ungläu—
big aufhorchenden Mitmenschen voller Zuversicht das tröstende Wort
entgegengerufen: „Es gibt kein Krüppeltum, wenn der eiserne
Wille vorhanden ist, es zu überwinden“. Diese Verheißung ist Wahr—