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heile der Verletzten ausgeführt. Ein sehr trauriges Kapitel sind
die vielen Kopf- und Gehirnverletzungen. Daß sie so zahlreich sind,
ist erblärlich: Muß man doch bei jedem Schusse den Kopf so weit er—
heben, daß man das Schußfeld übersieht; dann wird eben der Kopf
leicht zum Ziel. Eine tröstliche Beruhigung liegt darin, daß die
meisten in den Kopf Getroffenen entweder sofort tot sind oder bis
zum nahen Tode bewußtlos bleiben. Zwei Dinge sind es, die die
Gehirnverletzungen zu so schweren machen. Einmal: Je tiefer das
Geschoß eindrang, desto mehr besteht die Gefahr starker, unstill—
barer Blutungen in weiche Gewebe, die dem Leben ein baldiges Ziel
setzen (abgesehen davon, daß in der Tiefe gerade die besonders
lebenswichtigen Organe des Gehirns getroffen werden). Zum an—
dern deswegen, weil mit dem Geschoß in das Gehirn hineingerissene
Ueime tödliche Entzündungen und Eiterungen hervorrufen. Denn
das Gehirn ist das Organ, das sich im Kampfe gegen die Bakterien
vielleicht am wenigsten von allen Organen zu wehren vermag. Wären
die Verwundungen keimfrei, wir würden wohl alle Gehirnverletzten
retten, deren Leben nicht sofort ein rascher Tod ein Ziel setzte.
Immerhin wird heute eine große Anzahl von hirnverletzten, die
früher unfehlbar zugrunde gingen, durch chirurgische Kunst dem Leben
erhalten. Leider aber haben sie nach ihrer Heilung später noch erheb⸗
liche Folgen ihrer schweren Verwundung zu tragen. Aus mannigfal—
tigen Untersuchungen und Beobachtungen, die wir schon in Friedens—
zeiten gewonnen hatten, wissen wir, daß die Gehirnrinde wohl für
unsere Lebensführung wichtig, aber zur Lebenserhaltung nicht unbe—
dingt notwendig ist. Manche Teile des Gehirns können erheblich verletzt
werden, ohne daß dem beobachtenden Laien nach der Heilung irgend
eine Folge bemerkbar wirod. Anders, wenn Teile der Rinde des
Schläfengehirns getroffen werden. Hier sitzen die sogenannten Be—
wegungszentren für unsere Gliedmaßen. Ist eine bestimmte Stelle
an der rechten Seite getroffen, so kann ich meinen linken Fuß, mein
linkes Bein nicht mehr bewegen. Liegt die verletzte Stelle etwas
tiefer, so bewirkt sie eine Lähmung des linken Armes, eine noch
tiefere Stelle die der linken Hhand, der linken Gesichtshälfte, der
linken Zungenseite. Ist die Stelle der Verletzung sehr umfangreich,
so ist die ganze linke Seite gelähmt. Traf das Geschoß in die linke
Seite, so ist Cähmung der rechten Rörperhälfte die Folge. Die Ver—
wundung einer bestimmten Stelle der linken Hirnhälfte verursacht
Dekker, Heilen und Helfen.