Full text: Sammelband

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telfinger. Kürzer sind Zeige- und kleiner Finger. Auch das hat 
seine große Bedeutung. Beim Sesthalten des ergriffenen Gegen— 
standes haben die Ränder der hand den stärksten Druck auszuhalten, 
da Zeige- und kleiner Finger die engsten Kinge bilden. Die hand 
selbst, die „hohlhänd“, ist ein Gewölbe, das sich bei festem Druck 
etwas abplattet. — Die wie Haken eingeschlagenen Finger sind 
großer Kraftleistung fähig. Wir tragen an ihnen ein schweres Ge— 
wicht, wir heben unsern Körper damit beim Ulettern, lassen daran 
beim Schwingen am Reck das ganze Rörpergewicht wirken. 
Der Daumen ist ein Meister für sich. Nur aus zwei Gliedern 
bestehend, ist er sehr beweglich an der Mittelhand befestigt, kann sich 
von der Hand, von den übrigen Fingern selbständig entfernen, kann 
in jeder Kichtung spielen. Mit seiner Spitze kann er die Spitze jedes 
andern Fingers berühren (Gegenstellung des Daumens). Mit der 
Zeigefingerspitze zusammen ist er eine Pinzette, die mit starkem 
Druck faßt und festhält, mit dem Mittelfinger faßt er weniger gut 
und mit dem vierten und fünften noch viel schwächer. Seine Länge 
ist so groß, daß er mit den andern Fingern, ihre Spitzen berührend, 
zu einem Pfötchen zusammengelegt werden kann. Die Gegenstellung 
des Daumens, sie ist's, die die Hand zur Menschenhand macht. Nur 
durch diese Einrichtung ist es uns möglich, feinere Werkzeuge zu 
halten, die Feder zu führen und die Nadel zu gebrauchen. 
Von sämtlichen Fingern entbehren wir den Daumen am schwer— 
sten. hat man ihn doch geradezu als kleine hand der übrigen 
großen Hand gegenübergestellt. Ohne ihn können wir nicht fassen 
und festhalten. Das Abhacken des Daumens war im Altertum ein 
beliebtes Mittel, um Kriegsgefangene unschädlich zu machen, weil 
die hand dadurch unfähig wird, die Waffe zu tragen. 
Daß die schmieg- und biegsamen Finger einen Gegenstand be— 
rühren, bestreichen, betasten, umgrenzen, umhüllen, festhalten 
und fortschaffen können, das verdanken sie vor allem der wunder— 
baren Anordnung ihrer Bewegungsapparate, der Muskeln. 36 Mus— 
keln sind's, die die Natur zu der vielseitigen Beweglichkeit von Hand 
und Fingern benötigte. 18 liegen am Vorderarm, wo sie in ihrem 
dicken, roten Fleisch gewaltige Kraft entwickeln, die sie durch die 
langen, weißen Bänder der Sehnen, atlasglänzende, sanft gleitende, 
derbe Zugbänder, auf die Knochen von Hand und Singern über— 
tragen; 18 weitere ganz kleine Muskeln sind in der Hand selbst
	        
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