Full text: Sammelband

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solche Auffassung bedeutet den Tod für allen Sortschritt und würde 
der Wissenschaft unendlichen Schaden zufügen. Vielleicht ist uns 
bald ein tieferer Einblick in die okkulten Dinge gestattet, an gutem 
Willen zur Erforschung dieser komplizierten Erscheinungen fehlt 
es nicht, wird doch demnächst in Kopenhagen ein Kongreß für psy— 
chische Forschung zusammentreten, und hat doch auch die Psycho— 
logische Gesellschaft in Berlin einen Ausschuß zur Untersuchung 
dieser Fragen unter dem Vorsitz der bekannten Forscher Moll, Baer— 
wald und Max Dessoir gebildet. Scharf betonen wir am Schlusse 
dieser knappen Kennzeichnung des Okkultismus und des Spiritis⸗ 
mus nochmals die ganz andersartige Stellung des hypnotismus, 
der heute eine gut fundierte Wissenschaft darstellt und der keinerlei 
VDerwandtschaft mit jenen Gebieten aufweist. 
Als Begriff bedeutet das Wort: Hypnotismus die Lehre 
von den Erscheinungen der Hypnose. Hypnose ist abgeleitet vom 
griechischen vypnos — Schlaf und bezeichnet einen dem Schlaf ver⸗ 
wandten Zustand, den man beim Menschen kKünstlich hervorrufen 
kann. Während nun aber der Schlafende alle Beziehungen zur 
Außenwelt aufgegeben und gleichsam alle Brücken, die sein Bewußt— 
sein mit der Umgebung verbanden, abgebrochen hat, bleibt der 
hypnotisierte in engster Verbindung oder, wie der Fachausdruck 
lautet, in „Kapport“ mit seinem Hypnotiseur. Charakterisiert 
wird die hypnose durch eine enorme Steigerung der Suggestibilität, 
d. h. der Empfänglichkeit für Suggestionen. Unter einer Suggestion 
verstehen wir heute eine besondere Art der seelischen Einwirkung, 
und sie ist etwa zu vergleichen mit der Beeinflussung durch Schelten, 
Belehren und Ermahnen. Suggestion ist abgeleitet vom lateinischen 
suggerere und heißt unterschieben, jemand etwas beibringen, ohne 
daß er es merkt. Auf den Ablauf dieses seelischen Vorganges werden 
wir später noch ausführlich zurückkommen, hier genügt zu nächst 
die einfache Begriffsbestimmung. Durch solche Suggestionen gelingt 
es dem hypnotiseur, die Versuchsperson ganz in seinem Sinne zu 
beeinflussen und zu lenken. Suggestibel ist bis zu einem gewissen 
Grade jeder normale Mensch, und es ist ein großer Irrtum, anzu⸗ 
nehmen, nur „willensschwache“ Personen seien der Suggestion zu—⸗ 
gängig, und nur sie könnten infolgedessen hypnotisiert werden. Als 
Erscheinungen und Energien sind Suggestion und Hhypnose uralt. 
Seit den Urzeiten des Menschen spielen sie ihre gewichtige Kolle im
	        
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