Full text: Sammelband

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Knochenenden, so daß die Brücke des Knochenkittes nicht hinüber— 
finden konnte. Oder die den Knochen umhüllende Knochenhaut war 
durch irgend eine Ursache auf weite Entfernung zerstört. Was aber 
auch die Ursache des Ausbleibens der Verknöcherung sein mag, der 
Arzt muß sie erzwingen. Das macht er so, daß er zunächst die 
Wunde fest verheilen läßt, damit der Körper zunächst mit den Bak⸗ 
terien fertig werde und nicht ein Eingriff am Knochen die Bakte⸗ 
rien mit in die Tiefe schleppe und das alte Spiel erneuere. Früher 
nähte man die Knochenenden mit Silberdraht zusammen und hielt 
durch feste Verbände die Teile so lange in ihrer Lage, bis Verknöche— 
rung eingetreten war. Das führte nicht immer, und wenn ein Stück 
Knochen fehlte, nur mit Verkürzung zum Ziel. heute macht man die 
Sache genialer. Man löst aus dem oberen Knochenstück eine breite 
Spange, schiebt sie über die Lücke bis auf das untere Ende und 
heftet sie als knöcherne Brücke 
fest. So ist die erste knö— 
cherne Verbindung hergestellt, 
und rasch pflegt sich dann 
diesem Knochenkern so viel 
Unochenmasse anzusetzen, daß 
die Lücke überbrückt und die 
Undochenenden in der ge— 
wünschten Weise dauernd und fest vereinigt werden. Man kann 
da, wo der Rnochen zu dünn oder die Lücke zu groß war, 
die verbindende Knochenspange auch von dem Knochen einer 
andern Körperstelle entnehmen. Bei Unglücklichen, denen ein 
Teil des Unterkiefers verletzt wurde (der sehr schlecht knöchern 
verheilt), hat man die Lücke durch eine passend geformte, 
mit Rnochenhaut umkleidete Spange vom Schienbein ausgefüllt 
mit dem beglückenden Erfolge, daß die Verletzten wieder einen 
gebrauchsfähigen, wohlgestalteten Unterkiefer erhielten. Das gibt 
den durch ihre Entstellung seelisch Gebrochenen wieder hoff— 
nung und Lebensfreude. Da die Knochenhaut, wie gesagt, die 
Mutter des Rnochens ist, genügt es oft schon, in die Knochen— 
lüche ein Stück lebenskräftiger Knochenhaut, einem anderen 
Knochen entnommen, einzupflanzen. Große Lücken im Schädel 
hat man auf diese Weise geschlossen, sei es durch ganz dünne, 
mit Knochenhaut gedeckte Knochenscheiben oder auch durch Kno—
	        
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