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gepreßt, gequetscht und abgedrosselt, daß die lebenswichtigen Nähr—
flüssigkeiten nicht ihren Weg finden, so daß schließlich trotz bester,
tadelloser Knochenheilung die Heilung des Gliedes selbst alles zu
wünschen übrig läßt: gefesselte, zu Untätigkeit gezwungene Mus—
keln, zerstörte Nervenleitungen, aufgeschwollene Gliedmaßen, steife
Finger, kurz, ein gut geheilter Knochen in einem durch die Knochen⸗
heilung selbst unbrauchbar gewordenen, steifen Arm. Da hilft nur
nachträgliches Cingreifen: den Nerven aus seiner knöchernen Um—
klammerung befreien, das Zuviel der neuen Knochenmasse fortneh—
men und Muskeln und Sehnen und Gefäßen wieder Bewegungsspiel—
raum und Lebensfreiheit verschaffen. Auch das kommt vor, daß
bei einem Unochenbruch in der Nähe eines Gelenkes dessen frei
gleitende Beweglichkeit durch einen in überflüssiger Masse sich vor—
schiebenden Kiegel von Knochenkitt aufgehoben und dadurch das
zanze Glied steif und unbrauchbar wird. Kuch hier muß der Arzt
durch Wegnehmen überflüssig gebildeter Knochenmasse die Gebrauchs⸗
fähigkeit wiederherstellen.
Wenn nun gar der Körper außer der Knochenheilung in den
Kampf mit Bakterien verwickelt wurde, dann pflegt das Resultat
der Selbstheilung ganz kläglich zu sein. Besonders dann, wenn der
Citer, da er keinen Abfluß nach außen fand, in der Tiefe sich große
höhlen auswühlte und die Bruchstücke des Knochens umspülte. Wo
der Eiter den Knochen umgibt, da stirbt dieser ab, und abgestorbener
Knochen heilt nicht mehr. Wenn dann der Eiter sich nach außen
entleert, wenn über dem großen, toten Knochenstück sich die weichen
Teile wieder schließen, so bleibt er, ein toter, fremder Körper, im
Innern liegen, und immer von neuem brechen die alten Wunden
auf, ohne daß der Körper trotz aller Anstrengung sich des Toten
entledigen kann. Wieder muß der Arzt helfen. hier muß er das
Tote entfernen. Jetzt heilt die Wunde, aber der Knochen bleibt un—
geheilt. Keine Knochenmasse verkittet die Enden, da die die
Knochenmasse bildende Knochenhaut durch Eiterung abgestorben ist,
und dem gebrochenen Gliede fehlt der halt und die Stütze des starken
Unochenstabes. Schlotternd und kraftlos, ist der einbnichende Arm
unbrauchbar für jede Hhantierung. Das nicht verknöcherte Bein ist,
da es nicht stützen kann, ein wertloses Anhängsel. Dieser unange—
nehme Ausgang ist nicht immer durch Eiterung bedingt. Zuweilen
lagert sich Muskelmasse oder eine bindegewebige Narbe zwischen die
Dekker, Heilen und Helfen. 4