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wuchtigem Zug in nahe Berührung. Das Gewebe wird dabei zu kurz,
obendrein unnachgiebig, und das Endergebnis sind die traurigen
Narbenzüge, denen die Glieder, Arme und Beine, besonders
folgenschwer aber die hand und die zierlichen Finger sich ktrümmend
folgen müssen, um nun so in unnatürlicher Stellung steif und starr
festgehalten zu werden. Das ist, wenn der Arzt nicht beizeiten mit
aller Macht seine Gegenmaßregeln trifft, ein leider allzuhäufiger Aus—
gang dieser wiederum an sich zweckmäßigen, aber über das Siel
hinausschießenden Naturheilung. Am stärksten pflegt der Narben—
zug bei großen, tiefgehenden Hhautwunden zu sein, wenn die den
Rörper einschließende elastische Lederhaut, die unter der obersten
Abb. 17. Narbenzug. Die Hand kamn nicht weiter gebeugt werden, weil eine auf dem Rücken
entstandene derbe Narbe wie ein straffer Zügel die Pewegquna der Hand verhindert.
hautschicht liegt, abgerissen oder abgeschält wurde. Solche Wunden
brauchen unenodͤlich lange Seit, bis sie überhäutet und vernarbt sind.
Der kluge Arzt baut vor. Er wartet nicht auf die langsame Natur—
heilung. Er überpflanzt auf die große, frisch rote, mit üppigen
Fleischwärzchen bedeckhte Wunde hautläppchen nur aus der obersten
Hautschicht, die er so papierdünn wie möglich einem andern Körper⸗
teil entnommen hatte. (Diese nur der Oberhautzellen beraubte Haut—
stelle heilt rasch ohne Narbe.) Die mit den hautzellen gedeckte
Fläche ist nach wenigen Tagen künstlich überhäutet, wenn auch vor⸗
läufig noch leicht verletzlich; aber die verderbliche Narbenbildung
mit den bösen Folgen des Narbenzuges bleibt aus. Wohin wir sehen,
immer dasselbe Bild: Ein an sich vorzüglicher Behelf des Zellen—
staates führt wegen der Außerachtlassung der weiterliegenden Auf⸗—