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brennen und verletzen. Oft stellt sich noch nach Monaten ganz lang—
sam und allmählich die Verbindung wieder her, so daß dem Arzt zu—
aächst nichts übrig bleibt, als zu warten. Aber die indessen zur Un—
tätighkeit verdammten Muskeln werden von Tag zu Tag unbrauch—
barer, sie magern ab und verfallen. Man muß sie deshalb durch
künstliche Maßnahmen lebenskräftig erhalten und darf den rich—
tigen Zeitpunkt nicht verpassen, wo man durch einen Eingriff die
CLeitung wiederherstellen könnte. Freilich, so ganz einfach ist das
nicht, dieses Bündel so außerordentlich zarter Fädchen wieder an—
einander zu flichen und leitfähig zu machen. Im Arm wie im Bein
gibt's eine Anzahl Nerven, die das außerordentlich verwickelte Spiel
der Bewegungen regeln, und je nach der Art der Lähmung kann
der Arzt vermuten, welcher Nerv und wo er verletzt ist. Wenn dann
die Stelle der Unterbrechung gefunden ist, heißt es sehr sorgfältig
mit den Nervenenden umgehen, da sie kein hartes Anfassen und keine
zerrung, überhaupt keine gewaltsame Behandlung vertragen. Be—
hutsam muß man die Enden durch feinste Nervennähte vereinigen
und wieder dafür sorgen, daß nicht neue Narbenbildung den müh—
seligen Gewinn in Frage stellt. Um davor sicher zu sein, benutzt
man, besonders wenn die Nerven-Endigungen Neigung haben, aus—
einanderzuweichen und eine große Lücke zwischen sich zu lassen,
einen kleinen Kniff: Man schiebt über die Nervenenden, wie die
Muffel über das Kabel, das feine Rohr eines Stückchens Kalbs⸗
ader oder eines Aderstückchens, das man irgend einer anderen Körper⸗
sttelle entnommen hat. In diesem FSutteral wachsen sich die Enden
entgegen, sicher vor Störung und unerwünschter Narbenabklemmung.
Nach Wochen oder Monaten kann man mit Freuden die Wieder—
herstellung des Nerven an dem Wiedereintreten der willkürlichen
Bewegungen feststellen.
Ein anderes häufiges Bild: Die Narbe, zuerst so weich, schwam⸗
mig und nachgiebig, wird mit der Zeit immer härter, fesier, mit
ziemlicher Kraft zieht sie sich zusammen. Durch diese Zusammen⸗
ziehung gelingt es der Natur, die Enden hüben und drüben in mög—
lichst nahe Berührung zu bringen. So heilen sie eben aneinander.
Aber der Zug dieser Narbe ist oft über alle Notwendigkeit stark
Wo eine große Lücke, sei es im Körperinnern, in einem Muskel oder
etwa nach Abreißung eines Hautlappens, ausgefüllt werden muß,
da bringt die schrumpfende Narbe die Ränder mit langsamem, abet