Arzt löst die Narbe, trennt das falsch Verbundene und klumpig
Verbackene, sucht die Sehnenenden und knüpft sie durch sinnreich
ersonnene feine Nähte aneinander. Klaffen die Enden der Seh—
nen gar zu weit, daß sie sich nicht vereinigen lassen, dann muß man
sie durch geeignete Einschnitte verlängern, bis sie sich zwanglos an—
einanderfügen, oder man spannt zwischen den Sehnenenden Bündel
von Seidenfäden aus, die der Sehne als Leitfäden dienen, von den
Fasern durchzogen und überbrückt werden, bis das Sehnenseil wieder
fest und gebrauchsfertig ist. Dieses wiedervereinigte Sehnenband
muß auch wieder gleiten können, darf nicht etwa von neuem mit der
Narbe verwachsen; dafür zu sorgen, ist eine besondere Aufgabe des
Arztes. Er beugt vor, indem er ein glattes Lager schafft, etwa durch
Umpolsterung mit glatter Muskelhülle oder durch Einhüllung der
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Abb. 5.
Sehnennähte. Möglichst derbe haltbare
Dereinigung der Stümpfe.
Abb. 16. Nervennaht. Nur die
Hhülle ringsum wird genäht.
Sehnennaht in Fettgewebe, das er einer benachbarten Körperstelle
entnahm, oder auch, indem er mit reinem, fremdem Fett, etwa
Schweinefett, die genähten Sehnen umhüllt, das bis zur Heilung
die Sehnen wie ein schlüpfriges Gleitmittel umgibt und langsam
vom Körper aufgesogen wird, wenn die Gefahr der Verwachsung
nicht mehr droht.
Viel schlimmer noch ist es, wenn die Enden eines durchschos⸗
senen Nerven nicht wieder zusammenheilen. Vielleicht ebenfalls, weil
eine feste narbe das unüberbrückbare hindernis war. Dann ist die
telegraphische Verbindung vom hirn zum Glied, etwa zur Hhand,
unterbrochen. Ist ein solcher RNerv — sie sind wirklich oft so dick wie
Striche — durchtrennt, dann hört der Depeschenverkehr auf, die
hand kann nicht oder nur in beschränktem Maße bewegt werden,
und das Empfindungsvermögen ist erloschen, so daß die Verletzten
sich, da sie nichts fühlen, oft unbeabsichtigt an den Fingern ver—