Full text: Sammelband

lichen Schmerzen preßt sich der Eiter durch die harte Knochenwand 
hindurch und bildet nun außerhalb des Knochenrohres eine Eite— 
rung, die beim weiteren Wachsen sich allerdings nach außen öffnet 
und ausstößt. Aber der tote Knochen bleibt in der Tiefe. Er ist zu 
groß, sich durch das kleine hautlöchelchen zu entleeren, und aus 
den feinen engen Gängen, der sogenannten Fistel, quillt jahrelang 
Titer und immer wieder Eiter, ohne daß die Wunde heilen kann, 
da der tote Knochen, die Ursache der Citerung, immer an derselben 
Stelle liegen bleibt. Bis der Arzt das tut, was geschehen muß, und 
wozu der ZSellenstaat sich vergebens an— 
strengt: durch eine erweiterte Gffnung den 
toten Knochen zu entfernen. Dann erst 
kann dauernde heilung sich anschließen. 
Diese Sisteln sind ein tägliches, sorgenvol— 
les Uapitel in unseren Lazaretten. Lange, 
tiefe Gänge, in deren tiefstem Grund ir— 
gend etwas Unreines sitzt, dessen giftige 
Unreinheiten der Körper vergebens auszu⸗ 
schwemmen sich bemüht, irgend etwas Bäk— 
terien-⸗Behaftetes, das dauernd die Citerung 
erhält. Oftmals tote Unochenstücke, zuwei⸗ 
len Kleiderfetzen, von einem Geschoß in die 
Tiefe gerissen, sehr oft auch tief in das In⸗ 
nere getriebene Fremokörper: Uniform⸗ 
knöpfe, Geldstücke und in den meisten Fäl— 
len Geschoß- und Granatsplitter, die im Kör— 
per stechen blieben. So bleibt die Citerung monatelang, jahrelang be— 
stehen, und der Versuch des Zellenstaates, sich auf diese Weise zu helfen, 
führt zu seiner eigenen Schwächung, ja schließlich zum Untergang. Nur 
eben der Arzt kann helfen. Er geht dem Fistelgange nach, bis auf den 
in der Tiefe stechenden eiterumspülten Fremdkörper, den er mit— 
samt dem Bakteriengesindel entfernt. Dann heilt die Fistel sehr 
bald von Grund aus zu, jetzt eine wirkliche Dauerheilung. Freilich 
ist auch das für den Arzt nicht immer eine kleine Aufgabe, besonders 
bei sehr tiefen Gängen, aber für den Arzt gibt's kein Hindernis; es 
muß sein, es muß geraten, wenn man den Körper nicht dem Siech⸗ 
tum und dem Elend verfallen lassen will. 
Daß die in der Tiefe eine Eiterung unterhaltenden Geschosse,
	        
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